Unter großem Beifall überreichte die brasilianische Kulturministerin Marta Suplicy den begehrten Orden um kulturelle Verdienste für das Land an Marlos Nobre. Der bereits 2005 mit dem begehrten Preis Tomás Luís de Victoria ausgezeichnete Komponist aus Recife bevorzugt das Komponieren für Orchester mit Solisten, daneben entstanden nur verhältnismäßig wenige Werke für Kammerbesetzung, Klavier und Geige allein oder für Chor und einzelne Vokalstimmen. Tomás Marco hebt unter dem Stichwort des magischen Realismus einmal die besondere „rhythmische Kraft“ seiner Kompositionen hervor, die auf aleatorischen und seriellen Techniken beruhen und betont andererseits die darin zu Tage tretende Dialektik zwischen logischem Konstruieren und dem magisch-realistischen Ansatz.

Dass Marlos Nobres Werkkatalog mittlerweile 250 Einträge umfasst, ist bei dieser Betrachtung weniger wichtig als die Feststellung, welche Anziehungskraft seine Musik auf den Konzerthörer ausübt. Er studierte zunächst in seiner Heimatstadt Recife, danach bei Mozart Camargo Guarnieri und Hans Joachim Koellreutter. Zur Vertiefung nahm er Kurse in Buenos Aires bei Alberto Ginastera, dann bei Olivier Messiaen, Luigi Dallapiccola und Riccardo Malipiero. Wie etliche komponierende Zeitgenossen faszinierte ihn die elektronische Musik für einige Jahre: Er arbeitete in einem dafür vorgesehenen Laboratorium an der Columbia University, bevor er die Leitung des Rundfunks M.E.C. im brasilianischen Kulturministerium übernahm. Zwischen 1985 und 1987 stand er dem Nationalen Musikrat der UNESCO vor. Als erstem brasilianischen Dirigenten wurde ihm 1990 die Ehre zuteil, das Phlharmonic Orchestra of London zu leiten. Seit 1992 doziert der Pianist und Dirigent zahlreicher Weltklasse-Orchester als Gastprofessor außerdem an der Yale University.

Einige seiner bekanntesten – auch mit Vokalsolisten besetzten – Orchesterwerke vereint eine Kompilation aus dem Jahr 2005 mit der Musica Nova Philharmonia und dem Genfer Ensemble für Perkussion sowie dem Komponisten selbst im entsprechenden Fall am Klavier und sonst am Pult: unter anderem Biosfera für Streicher, Rhythmetron für Schlagwerk, das dreisätzige Divertimento für Klavier und Orchester sowie Mosaico für Orchester und O canto multiplicado für Sopranstimme und Orchester. Die ausgewählten Werke vermitteln einen Eindruck vor allem von seinem Schaffen in den 1960er Jahren bis 1971. Wiederum für Perkussion und Orchester schrieb Nobre 2009 und 2011, ein viersätziges Orchesterkonzert entstand gleichermaßen 2011.
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