Der offizielle Willkommensgruß Ia ora na gilt auf Tahiti und dem gesamten französisch-polynesischen Inselkomplex all den Besuchern, die eine singuläre Flora – wie die Nationalblume Tiara – und Fauna ebenso wie die indigene Kultur, Religionen und Alltagsbräuche respektieren. Hierzu gehören natürlich auch vielfältige lebendige musikalische Traditionen … Tahiti mit seiner für alle fünf Inselgruppen zuständigen Hauptstadt Papeete (dominiert nur durch die Kapitale Paris in weiter Ferne) verfügt über seine eigene gesprochene Staatssprache, während Französisch bis heute im administrativen Bereich seine Vorrangstellung behalten hat. Mit Euro lässt sich hier freilich nicht bezahlen, als Währung gilt der seit langem eingeführte CFP-Franc.

Auf den dreizehn Eilande umfassenden Gesellschaftsinseln, die bekanntlich der portugiesische Seefahrer Fernão de Magalhães 1521 als erster entdeckte, werden kulinarisch Fische und Meeresschnecken bevorzugt, in musikalischer Hinsicht haben sich vor allem der für seinen Hit Humanahum gefeierte Sänger Jean Gabilou, der den Eurovision Song Contest 1981 gewann, und – natürlich – der Chansonnier Jacques Brel einen Namen gemacht, der seine letzten Jahre auf den französisch-polynesischen Inseln verbrachte.

Neben den Gesängen der Tiki-Kultur, die zum Beispiel auch auf Hawaii eine größere Rolle spielen, haben sich heute Mischstile etabliert, wie sie etwa die populäre tahitianische Band Toa’ura, die „Roten Krieger“, repräsentiert. Die vier robusten Musiker um Roura Tanavae, die sich vielfältiger Quellen bedienen und gerne in Europa auftreten, singen überwiegend in der Landessprache, während sie neben dem für ihre Heimat charakteristischen Sprechgesang Maori-Traditionen pflegen und ein polynesisch-westlich gemischtes Instrumentarium aus Ukulele, indigenen Schlaginstrumenten, E-Bass und elektronisch verstärkte Gitarre bevorzugen. Rituell begründete Tanzgesänge in Männergruppen gehören zum festen Repertoire auf den Atollen, weshalb Toa’ura in seinen Konzerten auch manchmal Haka-Tänze zum Besten gibt.

Den meisten Hörern sind die A-capella-Auftritte der Tahitianer im Zuge von Cook- und Bounty-Moden sicher im Ohr, wobei es sich meist um polyphone Chorgesänge handelt. Zu den fast verschwundenen Schneckentrompeten, Bambus- und Schilfflöten sowie Tanzstäben aus Holz oder Bambus gesellte sich im Anschluss an die christliche Missionierung und deren Einführung geistlicher Musik bald auch die Gitarre. In den 1980er Jahren erfreute sich das Orchester von Arthur Iriti hoher Popularität (Iaora Tahiti, Barclay, B000008513). Bemerkenswert ist, dass trotz schon lange wirkender Fremdeinflüsse im Zuge der Kolonisation und den damit zusammenhängenden Verboten der Ausübung eingeborener kultureller Traditionen lokale musikalische Ausprägungen in großer Zahl überlebt haben und sowohl gepflegt als auch weiterentwickelt werden.
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