Griechisch bewegt

Einen Großteil ihrer Schaffensjahre verbrachte die aus Melbourne stammende Komponistin, Musikkritikerin und Pianistin Peggy Glanville-Hicks (1912 – 1990) in den Vereinigten Staaten, wo sie unter anderem lange als Direktorin des Composer’s Forum der Columbia University in Manhattan wirkte. Eine Zeitlang arbeitete sie als Kritikerin für das renommierte Blatt New York Herald Tribune. Zu ihren praktischeren Arbeiten zählte die Einrichtung von George Antheils Ballet mécanique für Schlagzeugensemble anlässlich eines von ihr selbst organisierten Konzerts. Darüber hinaus gehörte die Australierin dem Stab des International Music Fund der UNESCO an. Bevor sie 1970 die USA verließ, um in Sydney zu leben, schob die vor allem an außermusikalischen Programmen interessierte Komponistin einige – ihr Werk deutlich prägende – Jahre in Griechenland ein.

Das Zusammentreffen von Nausikaa mit dem auf der Insel der Phäaaken gestrandeten Odysseus ist eine der ersten Szenen in Homers Odyssee und bildete den Hintergrund von Glanville-Hicks' Oper aus den Jahren 1959/60. (Friedrich Preller der Ältere: Odysseus nähert sich hilfesuchend der Nausikaa, 1865-68; Kunsthalle Kiel 693b, 2015)
Das Zusammentreffen von Nausikaa mit dem auf der Insel der Phäaken gestrandeten Odysseus ist eine der ersten Szenen in Homers Odyssee und bildete den Hintergrund von Glanville-Hicks‘ Oper aus den Jahren 1959/60. (Friedrich Preller der Ältere: Odysseus nähert sich hilfesuchend der Nausikaa, 1865-68; Kunsthalle Kiel 693b, 2015)

Die Oper Nausicaa entstand Ende der 1950er Jahre und wurde in Athen 1961 uraufgeführt, wobei das Libretto schon etliche Jahre zuvor in Zusammenarbeit mit dem klassischen Philologen und Dichter Robert Graves – bekannt für seine Vorlage zur Serie Ich, Claudius, Kaiser und Gott – in dessen Wahlheimat Deia auf Mallorca entstand. Es beruhte auf seinem eben erst erschienenen Roman Homer’s Daughter. Ähnlich wie einige Dekaden zuvor den Briten Granville Bantock beschäftigten sie auch die Legenden um die Dichterin Sappho, der sie mit der gleichnamigen Oper 1963 ein weiteres Denkmal setzte, nachdem die sagenumwobene Lyrikerin der so genannten archaischen Epoche bekanntlich schon zu Lebzeiten in den Helikon versetzt worden war. Peggy Glanville-Hicks hatte durch die Widmung des dramatisch-expressionistisch konzipierten und in melodischer wie harmonischer Hinsicht griechisch-orientalisch gefärbten Werks an das Opernhaus von San Francisco gehofft, dass Maria Callas bei der Premiere die Titelrolle singen würde, doch tatsächlich wurde die Oper erst 2012 durch eine Aufnahme mit dem Orquestra Gulbenkian unter Jennifer Condon mit Deborah Polaski in der Hauptrolle aus der Taufe gehoben.

Auf der Insel Mykonos entstand 1963 Glanville-Hicks' Bühnenwerk Sappho, das sie zusammen mit Robert Graves erarbeitet hatte, 2012 zum ersten Mal aufgenommen mit Deborah Polaski in der Titelrolle (B009IF12PK, Toccata Classics).
Auf der Insel Mykonos entstand 1963 Glanville-Hicks‘ Bühnenwerk Sappho, das sie zusammen mit Robert Graves erarbeitet hatte, 2012 zum ersten Mal aufgenommen mit Deborah Polaski in der Titelrolle (B009IF12PK, Toccata Classics).

Größere Popularität erreichte die Australierin mit dem frühen Orchesterwerk Sinfonia da Pacifica (1952/53), das 1995 vom Tasmanian Symphony Orchestra eingespielt wurde, Letters from Morocco für Tenor und Kammerorchester, dem Klavierkonzert Etruscan Concerto (1956), dem im gleichen Jahr geschriebenen Concerto Romantico für Viola und Orchester sowie mit ihrer Harfensonate, die der weltweit bekannte spanische Solist Nicanor Zabaleta 1953 erstmals vor Publikum spielte. Glanville-Hicks‘ ebenso originelle Werke wie das Ballett The Masque of the Wild Man, die Oper The Glttering Gate von 1957 und ihr frühes Concertino da camera (1946) sollten nun auch über die australische Klassiklandschaft hinaus ihren gebührenden Weg in europäische Konzertsäle finden …

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