Startschuss für die polnische Oper

1778 begann in Warschau der Aufstieg der polnischen Musiktheaters nach erfolgreichen Singspieldebuts mit dem veritablen Erstling Nędza uszczęśliwiona, zu deutsch: Glück im Unglück. Die Musik lieferte der 1734 im ungarischen Ödenburg geborene Maciej Kamieński, der in Wien studiert hatte und erst 1760 in sein Vaterland zugezogen war. Neben sechs polnischen und zwei deutschsprachigen Opern gerieten in Folge der überrragenden Bedeutung für das Musiktheater seiner Heimat einige kirchenmusikalische Werke und eine Kantate fast in Vergessenheit.

Der erste veritable Opernkomonist Polens: Maciej Kamienski, hier auf einem anonymen Stich vor 1879 ().
Der erste veritable Opernkomonist Polens: Maciej Kamieński, hier auf einem anonymen Stich vor 1879 (http://www.polona.pl/dlibra/doccontent2?id=24848&from=latest).

Die Libretti zu Kamieńskis Opern sind ein getreulicher Spiegel der zeitgenössischen heiteren Empfindsamkeits- und Rokokoliteratur, wie sie in ganz Europa populär war – sei es Der gerade Weg der Tugend (Zośka czyli Wiejskie zaloty, 1781), Der bürgerliche Ball (1783), Anton und Antoinette (1785) oder das stark an heutige Kabarettformate erinnernde Musikdrama Die durch Witz erledigte Tradition (1789). Darüber hinaus zeigen manche Titel deutlich das folkloristische Herkommen aus den Theatern der kleinstädtischen und ländlichen Milieus an, so wie es bei Sophia oder Liebeswerbung auf dem Lande (1780) und Die Nachtigall oder Kasia und Hanka sind heiratsfähig (1790) der Fall ist. Nach einer Komödie des am Ende des 18. Jahrhunderts über deutsche Grenzen hinweg sehr angesagten Lustspieldichters August von Kotzebue entstand Sultan Wampum oder Die Wünsche (1794).

Die Anthologie polnischer Cembalomusik enthält zahlreiche Raritäten polnischer Klaviermusik des 18. Jahrhunderts (B002KDVD7O, 2011).
Die Anthologie polnischer Cembalomusik enthält zahlreiche Raritäten polnischer Klaviermusik des 18. Jahrhunderts (B002KDVD7O, Dux / Note 1, 2011).

Bislang liegen leider nur sehr wenige Aufnahmen mit Musik von Maciej Kamieński vor. Die polnische Cembalistin Urszula Bartkiewicz bietet auf der Anthologie Polish Harpsichord Music Vol. II von 2011 Werke von bislang in Westeuropa kaum wahrgenommenen Komponisten des 18. Jahrhunderts, neben Raritäten von Kamieński auch Stücke von solchen Landsleuten wie Andrychowicz, Grem und Karbowski … eine sehr lohnende Bereicherung des Repertoires von Klaviermusik der späten Barockzeit, der Empfindsamkeit und Frühklassik.

 

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