Wegen seiner auch für damalige Verhältnisse extrem aufwändigen Hochzeitsfeier mit der schwedischen Künstlerin und Dichterin Ella Ström wäre man versucht dem US-amerikanischen Komponisten australischer Herkunft Percy Grainger (1882 – 1961) übersteigertes Standesbewusstsein zu unterstellen. Doch handelte es sich um eine ausgesprochene Liebesheirat, zu deren Feier ein Konzert von sage und schreibe 20.000 Zuhörern gegeben wurde: Im Hollywood Bowl dirigierte der Bräutigam die seiner frischgebackenen Frau gewidmete Komposition To a Nordic Princess vor einem 126 Musiker starken Orchester mit Chor.

Grainger, der aus Brighton bei Melbourne stammte, hatte Ella Ström zwei Jahre zuvor kennengelernt und sich sofort in sie verliebt. Das Zusammentreffen hing mit seinen vorhergehenden Forschungsreisen nach Dänemark zusammen, wo er alte Volksweisen gesammelt und in eigenen seiner eindrucksvollsten Orchesterwerke verarbeitet hatte. Bereits 1932 fungierte der angesehene Pianist und von seinem Unterricht in Chicago erfahrene Hochschullehrer als Dekan der New Yorker Universität, der er zu weiterem Ansehen verhalf, indem er das Fach Jazz in den Lehrplan aufnahm. Von dort lud er eine Größe wie Duke Ellington als Gastdozenten ein.
Allerdings hatte er selbst das akademische Dasein, das er als langweilig empfand, bald satt und wandte sich wieder seinen Aufgaben als Musiker und Dirigent zu. Schließlich hatte er in den Vereinigten Staaten lange zuvor mit seinem ebenso eleganten und beseelten wie brillanten Klavierstück Country Gardens einen großen Coup gelandet. Nicht zuletzt dieser Erfolge wegen wurde noch zu seinen Lebzeiten, 1935, der Grundstein zu einem Grainger-Museum an der Universität von Melbourne gelegt. 1940 zogen die Graingers nach Springfield im US-Bundesstaat Missouri und der Komponist ging wieder auf Reisen. Während des Zweiten Weltkriegs gab er auch Militärkonzerte.
Im Zusammenhang mit seinen frühen Ausflügen insbesondere nach Dänemark, wo Grainger eifrig Volkslieder sammelte, entstand auch die Suite La Scandinavie (1902) für Cello und Klavier. Es handelt sich um Bearbeitungen aus den drei Frühlingsmonaten März bis Mai 1902 in Verbindung mit seinem dänischen Cellopartner Herman Sandby. Beide Musiker stellten die Suite gerne in ihren Konzerten der Jahre bis 1906 vor. Air et Dance Suédois, die Värmlandsweise Suédois, Polska Norvégienne, Mélodie Danoise und Air et Finale sur des Dances Norvégiennes sind typische Erzeugnisse englischer Beschäftigung mit Folklore an der Wende zum 20. Jahrhundert.

Dabei erfuhren der Zeitmode gemäß die ursprünglichen Sätze gerne eine harmonische „Umfrisierung“ durch komplizierte, teils enharmonisch „umgedeutete“ Akkordfolgen. H. E. Krøyers Melodie zum nationalromantisch ausgerichteten dänischen Volkslied Det er et yndigt land erfuhr so eine besonnders innige und raffiniert-elegante Bearbeitung durch einen australischen Komponisten, nachzuhören auf der – dank des ebenso energetisch-dynamischen wie elegischen Spiels von Morten Zeuthen am Cello und der dänischen Pianistin Amalie Malling – herausragenden dacapo-Aufnahme unter dem Motto Cello and Piano (8.224052) von 1996.
Schreibe einen Kommentar