Dass das nicht eben laut tönende Cembalo und seine Artverwandten auch als Solisten mit Begleitung eine brillante Rolle spielen können, zeigen demnächst wieder Konzertauftritte vielerorts: Das exzellente polnische Duo Alexandra & Alexander Grychtolik stellt im Rahmen der Bachtage der Stadt Halle in Westfalen zusammen mit dem Ensemble Aperto J.S. Bachs Konzerte für 2 Cembali und Orchester in C-Dur und c-Moll vor, ebenso dessen seltener gehörtes Konzert für 3 Cembali und Orchester in C-Dur. Die Aufführung in der Aula des Kreisgymnasiums beginnt am 4. Februar 2015 um 19.30 Uhr. Der gleichermaßen international bekannte Münchner Musiker Christian Brembeck passt mit seinem Blieskasteler Programm am 8. Februar um 16 Uhr wunderbar in die Karnevals- bzw. Faschingszeit: Neben einer Canzone über Hühnergackern und einen krähenden Hahn sind auf das Cembalo im 17. und 18. Jahrhundert vielfältige humorvolle Tonmalereien und Stimmungsbilder zugeschnitten worden, was selbst für absolute Experten noch eine Überraschung darstellen dürfte.

Was das Live-Repertoire der kommenden Monate angeht, vermisst mancher sicher auch Cembalokonzerte weiterer wichtiger Meister wie diejenigen von Carlos Seixas, Johann Philipp Kirnberger oder Christoph Nichelmann. Allerdings fehlt es nicht an einer fast unüberschaubaren Vielzahl von Konzerten: Über dem Ozean gibt es etwa am 12. Februar 2015 um 19.30 Uhr in der Weill Recital Hall New York C.Ph.E. Bachs Cembalokonzert A-Dur unter anderem neben Rameaus Ouvertüre zu Castor et Pollux zu hören. Am Dirigentenpult steht Salvatore Di Vittorio, es musiziert Aymeric Dupré la Tour gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of New York. Die Hamburger Cembalistin Isolde Kittel-Zerer präsentiert anlässlich der Tage Alter Musik am 1. März um 17 Uhr in der Christuskirche Bremerhaven Clavierfantasien von J.S. Bach und zum Leipziger Bachfest spielen Mechtild Winter am Cembalo und das städtische Barockorchester um 20 Uhr im Festsaal des Alten Rathauses nicht nur Werke der Bach-Familie, sondern auch ein Konzert von Johann Friedrich Fasch.
In den letzten sechzig Jahren hat die Tendenz zur Verwendung historischer Instrumente oder ihrer Nachbauten insbesondere französischer, italienischer, niederländischer oder englischer Provenienz zugenommen und der aufmerksame Zuhörer wurde sich der traditionellen Unterschiede in der Material- und Klanggebung auch im Konzertsaal bewusst. Verfügte der Tonumfang des Klavierinstruments mit seinem charakteristischen metallischen und lautenartigen Sound zunächst, im 16. Jahrhundert, nur über drei Oktaven, so steigerte er sich 200 Jahre später auf über fünf Oktaven. Dank der Register ist vor allem bei zweimanualigen Instrumenten ein deutlicher Zuwachs an Differenzierung möglich geworden, da dynamische Unterschiede im Normfall kaum hörbar gemacht werden können – es sei denn man verdoppelt zur Akzentuierung die Oktaven.

Cembali ermöglichen zahlreiche, oft erstaunlich weit auseinander liegende klangliche Varianten: Beim Lautenzug drückt eine mit Filz oder Leder bespannte Leiste gegen die Saiten, während mit dem Harfenzug Metallhaken darangelegt werden. Einen Jalousieschweller baute zur Erzielung dynamischer Unterschiede zuerst Burkat Shudi 1769 in ein Instrument ein. J.S. Bach verfügte in seinem Haus bekanntlich über ein Pedalcembalo, um hier nicht auf das tiefe 16′-Register der Kirchenorgel verzichten zu müssen; den Nachbau eines solchen Cembalos verwendet heute zum Beispiel Yves Rechsteiner bei seinen Auftritten.
Und was die Aktualität des vermeintlich angestaubten Repertoires betrifft, braucht sich heute – nach dem „schwächelnden“ 19. Jahrhundert – keiner mehr Gedanken zu machen: Schließlich komponierten schon vor mehreren Jahrzehnten Luciano Berio, Györgyi Ligeti, Manuel de Falla, Hugo Distler, Francis Poulenc, Frank Martin, Günter Bialas und Hans Werner Henze, um nur einige zu nennen, wieder für das weiterhin auf mindestens drei Beinen und hoch im Kurs stehende historische Tasteninstrument sowie seine näheren oder ferneren Verwandten Virginal und Clavichord.
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