Mit Trommeln, Pauken und Trompeten

Zum Zweck der Verabschiedung des alten Jahrs sind Detonationen geringer Wirkkraft – wenn auch nicht direkt vor dem Trommelfell – erwünscht, andernorts wünschen wir sie uns (sowieso) nicht. Ob damit böse und radikale Geister gleichzeitig vertrieben werden, ist eine Glaubensfrage. Dem lateinischen Ursprung gemäß öffnet der Januar eine Tür, doch die unerwünschten Barrieren aller Art sitzen manchmal so fest, dass sie zur Sprengung einladen – daher vielleicht der Lärmaufwand, der bei Rockkonzerten schon eine Ziegelmauer zum Einsturz gebracht haben soll. Bekannt ist auch ein effizientes Beispiel aus dem Alten Testament: die Trompeten von Jericho.

In vielen Ländern der Erde geht es an Silvester lautstark zu, wie hier in Taipei / Taiwan (SElefant 2008).
In vielen Ländern der Erde geht es an Silvester lautstark zu, wie hier in Taipei / Taiwan (SElefant 2008).

2014 wird also mit einer Standpauke hinausbefördert, im Kulturbetrieb vielfach dank Händels Feuerwerksmusik, aber auch Ravels Orchesterstück Bolero erzielt ja in den letzten Takten einen ekstatischen und nahezu ohrenbetäubenden Austreibungswirbel. Bis in die frühe Neuzeit tat es durchaus ein Tusch der Stadtbläser vom Turm, keiner musste sich von der pyrotechnischen Werbetrommel beeindrucken lassen, um seinen letzten Monatsgroschen für ein paar abgeschossene Raketen oder abgebrannte Knallkörper aus dem Fenster zu werfen. Und noch Jean Paul gestand in seiner wunderbaren Gesellschaft in der Neujahrsnacht am tagesgenauen Übergang zum 19. Jahrhundert einer rauhen Zeit als Sedativum nur den eher ätherischen Klang der Äolsharfe zu.

Gilles Farnaby, Johann Pachelbel und Peter Koelewijn sind als Pyrotechniker der Musik zwar weniger vertraut als Händel sowie die dazu ernannten Komponisten Richard Strauss, Bach, Charpentier und Janáček, stehen aber ebenso für prasselndes, funkelndes und lautstarkes Feuerwerk ein – wie die Bavarian Brass auf ihrer 2011 erschienenen Aufnahme (B0049J1ZAC Media Arte) demonstrieren. Unterhaltung ohne zugehaltene Ohren ist zumindest vor 24 Uhr auch möglich, beim Besuch eines Silvesterballs genauso wie im Kabarett-Theater oder auf diversen Musikbühnen: In München etwa gibt es neben dem überbemühten Nussknacker und der fast ebenbürtig konventionellen Zauberflöte auch den satirisch philosophierenden Caveman auf dem Tollwood-Gelände ab 20 Uhr zu erleben oder am Deutschen Theater um 18.30 Uhr Die Schöne und das Biest zu besuchen.

 

 

 

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