Das französische Wort für eine spaßhafte Tändelei passte vor geraumer Zeit genau auf einen Suitensatz lustigen Charakters: Die Badinage oder auch Badinerie lief zudem durch ihr schnelleres Tempo selbst der Gavotte ihren Rang im Reigen der munteren barocken Tänze ab. Internationale Bekanntheit bis heute garantiert ihr fast ausschließlich Bachs Verwendung als „Rausschmeißer“ am Ende seiner 2. Ouvertüre in h-Moll. Sie gilt wegen ihres häufig so interpretierten Solistensturmlaufs als schwieriger Prüfstein für angehende Orchesterflötisten, was freilich mit der Wirklichkeit der Aufführungspraxis in dieser Epoche nichts zu tun hat …

Andere musikalische Miniatur- oder Randformen sagen heute selbst Klassikkennern nicht immer etwas: Erinnert sei nur an den Rigaudon bei Lully und Delalande, die Berceuse Chopins oder um über den europäischen Tellerrand hinauszuschauen an den Siva auf Samoa. Im Hinblick auf die nebensächliche Bedeutung der Bagatelle lässt sich deren Urform in einfachen Vokalstücken wie im Vaudeville oder Chanson vermuten. Für Instrumentalwerke verwendete den Begriff als einer der ersten Marin Marais in seinen kammermusikalischen Pièces en trio von 1692, sein Landsmann François Couperin griff sie im zweiten Buch seiner Pièces de clavecin von 1717 in einem eigenen Zyklus auf. Die Sammlung des Pariser Musikverlegers Boivin um 1753 weist ein buntes Potpourri teils „veralteter“ kleiner Formen in diversen Besetzungen auf: Unter Mille et une bagatelle verband er Duos, Ariette, Pastoralen und Menuette. Auf deutsch erschien diese Melange 1780 unter dem Titel Musikalische Kleinigkeiten 1780.
Die sprichwörtliche aphoristische Kürze nahm einige Zeit später Ludwig van Beethoven sehr wörtlich und komponierte eine Bagatelle mit nur 12 Takten: sein opus 119, Nr. 10. Dieser gegenüber ist der tendenziell eher elegischen als scherzhaften Nummer Für Elise in der gleichen Sammlung dem Umfang nach geradezu eine Symphonie … Mit ganzen drei Zyklen für Klavier schuf der Wahlwiener sicher den umfangreichsten Beitrag zu der letztlich durch ihn weltweit populär gewordenen musikalischen Miniatur. Liszt schrieb in späten Jahren eine Bagatelle ohne Tonart, im 20. Jahrhundert nahmen sich – um nur Beispiele zu erwähnen – 1908 Bela Bartók mit einer größeren Sammlung und drei Jahre danach Anton Webern mit seinen Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9 der zu Unrecht sprichwörtlich an den Rand gedrängten Form an.
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