Um nur drei wichtige Konzertabende des weltweit bekannten Artemis Quartetts in nächster Zeit zu nennen: Am 27. Mai treten die Lettin Vineta Sareika, Gregor Sigl, Friedemann Weigle, Viola und Eckart Runge am Cello mit Brahms, Kurtág und Beethoven in Tokyo auf, am 17. Juni in Bad Kissingen, wo allerdings Schuberts stark strapaziertes d-Moll-Streichquartett Nr. 14 statt des Brahms-Quartetts c-Moll auf dem Programmzettel steht. Zwei Tage später ist das rare „Kleeblatt“ dann in Jerusalem mit Schubert und Beethoven zu hören. Die eigentliche besondere Qualität dieser vier Musiker als Ensemble liegt darin, wie Guido Fischer es treffend bezeichnet hat, dass sie mit Hilfe ihrer Instrumente tiefsinnige und ebenso temperamentvolle Gespräche führen.

Es stellt sich nur die Frage, warum sich in den Konzerten (fast) alles um die Wiener Klassik und ihre Erben dreht. Die vor kurzem erschienene CD mit Quartetten von Felix Mendelssohn-Bartholdy, der dem Genre geradezu exzessiv huldigte, weist allerdings – dank Beethovens langem Schatten im Rücken – in eine andere, neuartige Richtung. Dasselbe gilt für die 180° um den Erdball entfernten Tourneeorte, an denen sich Kurtágs Streichquartett op. 28 seinen Weg in die Gehörgänge der Gäste bahnt, ein für manche(n) sicher eher schwer zugängliches Stück Kammermusik: in Taipei am 20. Mai und in Hyogo am 25. Mai. Beim Mendelssohn-CD-Projekt saß allerdings die erste Geigerin Natalia Prishepenko noch mit am Pult. Eckart Runge ist mithin der einzige, der von der ursprünglichen Besetzung übrig geblieben ist.

Die 1989 in Lübeck gegründete Formation ist in Berlin zu Hause; ihr heute sehr spezifischer Klang wurde in den Anfangsjahren deutlich von einigen illustren Mentoren wie Walter Levin, dem Juilliard Quartett, dem Emerson String Quartet und dem Alban Berg Quartett beeinflusst. Seit den 1990er Jahren haben sich die Musiker international gesehen einen der ersten Plätze unter den Streichquartettbesetzungen erspielt. Davon zeugen vier wichtig(st)e Preise für die Aufnahmen des Artemis Quartetts, zu denen, um einen Eindruck von der Repertoirebreite zu vermitteln, auch Einspielungen der Streicherkammermusik von Janácek, Piazzolla und Verdi zählen.
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