Santo Domingo: Zentrum (neo)romantischer Strömungen

Die Dominikanische Republik im 19. Jahrhundert: Auf dem Boden der spanischen folkloristischen Tanzmusik, dem Fandango, zapateo und Bolero, entsteht die contradanza, die sich später unter dem Namen tumba dominicana durchsetzt. Auch hier wurde aber die auf afrikanische Ursprünge zurückgehende kreolische Musikkultur populärer: So setzte sich der carabiné, ein auf die Haitianer in der Hauptstadt Santo Domingo zurückgehender Tanz vor allem in den südlichen Regionen der Insel durch. Dem baile de atabales, von Trommelspiel und Gesang begleitet, kam besondere Bedeutung zu, da er offiziell zum rituellen Fest des Heiligen Geistes aufgeführt wurde. Daneben sind bis heute sarandunga, yuca, mangulina und der aktualisierte zapateo weit verbreitet.

Juana Quilina, ein populärer Merngue, geht auf Juan Bautista Alfonseca zurück. (Cheposo)
Juana Quilina, ein populärer Merengue, geht auf Juan Bautista Alfonseca zurück. (Cheposo)

Gleichzeitig mit der contradanza erlebte in den Salons der Kolonialherren das Menuett die Zeit seiner größten Beliebtheit im 19. Jahrhundert. Formen klassischer Musikentwicklung lassen sich auch an militärischen und öffentlichen zivilen Anlässen nachvollziehen. Die bedeutendsten Instrumentalisten und Sänger in Santo Domingo gehörten allerdings der Kathedralkapelle an, die auf eine lange Tradition seit der Besiedlung durch Spanier zurückblicken konnte. Als Kirchenmusiker früherer Epochen werden in den Dokumenten der Archive Cristóbal de Llerena und López de Avila erwähnt. Das erste weltliche Konzert, von dem wir Kunde haben, fand dagegen erst 1879 statt. Zu dieser Zeit blühten etliche philharmonische Gesellschaften auf und verschwanden wieder.

Eine absolute Trennung zwischen Kunstmusik und Folklore scheint es aber auch bei den dominikanischen Komponisten klassischer Provenienz nicht gegeben zu haben: Juan Bautista Alfonseca (1810 – 1875), von dem bekannt war, dass er zahlreiche Tänze und Lieder schrieb, scheint wesentlich zum Erfolg des Merengue beigetragen zu haben. Hauptberuflich ist er aber im militärischen Kontext anzusiedeln, da er am Unabhängigkeitskrieg für die Dominikanische Republik teilnahm. Salonstücke für Klavier und geistliche Musik bildeten bei weiteren wichtigen Komponisten zwischen 1850 und 1900 den Schwerpunkt ihres Schaffens. Hier wären die Namen José Reyes, José Maria Arredondo und der jüngere Pablo Claudio (1866 – 1899) zu nennen, zu dessen Repertoire auch Opern zählten und nach dem später eine bedeutende Musikakademie in San Cristóbal auf der Insel benannt wurde. Bis heute wirken sich die neoromantischen Tendenzen aus, die auf dem Werk dieser Komponisten in und um Santo Domingo gründen.

Überblick über die aktuelle und traditionelle folkloristische Musik der Dominikanischen Republik (2005, Putumayo)
Übersicht über die aktuelle und traditionelle folkloristische Musik der Dominikanischen Republik (2005, Putumayo)

Einen farbengesättigten Überblick über die Musik der Dominikanischen Republik bietet die beim Label Putumayo 2005 erschienene CD Republica Dominicana (B00004SPRT), wobei die Künstler vielfach in Europa noch als Geheimtipps gehandelt werden. Die erst 1998 entstandene Stilfusion von Bachata und Son ist hier ebenso zu hören wie Bolívar Peraltas oder Juan Bautistas instrumentale und gesangliche Kunst.

 

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