Einer der produktivsten Symphonienkomponisten des 20. Jahrhunderts war sicher Apolinary Szeluto: Der Schüler von Zygmunt Noskowski brachte es auf die Zahl von 27, was angesichts des Umfangs einer einzigen schon beachtlich ist. Gleichzeitig mutet es bei der Pflege eines so traditionellen Genres wie der Symphonie zunächst denkwürdig an, dass er nach 1945 als Richter und Funktionär der Polnischen Sozialistischen Partei wirkte. Verständlich wird es aber, wenn man bedenkt, dass er parallel zu seinem Musikstudium und anschließender Praxis als Jurist Karriere gemacht und vor dem Krieg die Abteilung für Statistik im Warschauer Justiministerium geleitet hatte.

Mit dieser doppelten beruflichen Existenz war es aber nicht getan: Szeluto, der 1884 in St. Petersburg geboren wurde, war auch über 20 Jahre, seit 1909, als Konzertpianist aktiv. 4 Jahre zuvor erst hatte er mit drei anderen Komponisten die nachhaltig wirkungsvolle, zu ihrer Zeit progressive Gruppierung Młoda Polska (Junges Polen), zu der außer ihm selbst Karol Szymanowski, Grzegorz Fitelberg und Ludomir Różycki gehörten. Letzterer – der Sohn des Direktors am Warschauer Konservatorium – machte sich 1921 einen Namen als Schöpfer der Ballettmusik Pan Twardowski.
Szeluto kehrte trotz vielversprechender Anfänge in Polen bereits 1910 nach Russland zurück, wo er aufgewachsen war und versah das Amt eines Richters in der Nähe von Astrachan, nachdem er sein Jurastudium an der Universität Dorpat beendet hatte. Er nahm kämpfend an der Oktoberrevolution 1917 teil, was seine spätere Tätigkeit in der Partei begründete. Der engagierte Komponist starb 1966 in Chodziez.
Neben der juristischen Laufbahn entstand ein äußerst vielfältiges und umfangreiches Œuvre, das außer den übrigens sehr programmatisch ausgerichteten Symphonien etliche Klavier-solo-Stücke, Chorwerke, Opern, Ballette, Kunstlieder und Streicherkammermusik mit und ohne Klavier ebenso einschloss wie Suiten für unterschiedliche Besetzungen. So schrieb er 1951 die Suita kurpiowska für Violine und Klavier und eine gleichnamige für Streichquartett im selben Jahr. Der Name erklärt sich aus der polnischen Region Kurpie, die wegen ihrer Trachten, Volkstänze und Feste bekannt ist und in der er die folkloristische Typik des Landstrichs verarbeitete. 1952 komponierte Szeluto seine Suita mazowiecka für Solostimme, Chor und Orchester, die sich auf die ebenso für ihre Tänze berühmte Region Mazowsze bezieht. Die 1955 entstandene Orchestersuite Suita hiszpanska ist dem Andenken an Spanien gewidmet. Leider ist von alledem auf Tonträgern noch wenig verfügbar, 2008 veröffentlichte das Label Dux eine Auswahl aus den Kammermusikwerken.
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