Oceanic Days … und andere Naturstudien

Zuletzt machte der bekannteste Komponist der Färöer-Inselgruppe, Sunleif Rasmussen, der in wenigen Tagen – am 19. März – seinen Geburtstag feiert, durch die Aufnahme seiner größer besetzten kammermusikalischen Werke mit dem Lapland Chamber Orchestra unter John Storgårds von sich reden: Sowohl bei Motion/Emotion (2010/11) für Bläserquintett als auch Four Gardens (2003) für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Klavier, Violine, Viola und Cello und Cantus Borealis (1995) handelt es sich wieder um spezifisch musikalische Naturschilderungen, deren melodische Ausgangspunkte in alten färöischen Volksweisen liegen (2013, Best.-Nr. 747313164363 dacapo records).

Rasmussen bei einem Auftritt 2013 in San Francisco (Canticle)
Rasmussen bei einem Auftritt 2013 in San Francisco (Canticle)

Sunleif Rasmussen war der erste akademisch ausgebildete Komponist seiner windumwitterten nordischen Heimat. Er wuchs auf der Insel Sandur auf und widmete sich zunächst Jazz und Rock, bevor er in Kopenhagen bei Ib Nørholm Komposition und bei Ivar Frounberg elektronische Musik zu studieren begann. Als er am IRCAM in Paris mit Komponisten wie Gérald Grisey und Tristan Murail in Kontakt kam, fesselten ihn Theorie und Praxis der Spektralmusik, die beide vertraten. Anders als seine finnische Kollegin Kaija Saariaho, die sich in Paris dauerhaft niederließ, kehrte Rasmussen allerdings bald auf die Färöer zurück.

Er wurde dort insbesondere durch seine 1. Symphonie Oceanic Days (1995-97) bekannt, in der er die Obertonproportionen eines heimatlichen Kirchenlieds verwendete und für die er mit dem jährlich verliehenen Musikpreis des Nordischen Rats 2002 ausgezeichnet wurde. Allerdings ist es ein Volkslied, das die Faktur der gesamten Symphonie durchdringt und für die als Anlass das Gedicht Wieder einer dieser ozeanischen Tage des färöischen Dichters William Heinesen steht.

Sunleif Rasmussen trat 2009 zum Ólavsøka, dem färöischen Nationalfeiertag, mit einer eigens dafür komponierten Kantate auf (Eileen Sandá)
Sunleif Rasmussen trat 2009 zum Ólavsøka, dem färöischen Nationalfeiertag, mit einer eigens dafür komponierten Kantate auf (Eileen Sandá)

„Das Idyllische und das Erschreckende“ ebenso wie ein unbestimmtes Sehnen prägen nach Rasmussens eigenen Worten Oceanic Days, die vom wechselhaften Wetter der Inselnatur künden (2005, Best.-Nr. 747313150663). Erreicht wird die akustische Bildhaftigkeit der imaginierten Szenerien einmal durch „Wellenbewegungen“, der erratische Charakter des Meeres außerdem durch solistische Einbrüche und Dialoge innerhalb der Orchesterstimmen.

 

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