Eigentlich gilt Bruce Springsteen als Urgestein der Mainstream-Rockmusik in den USA, was ihn regelmäßig in die Charts zurückkehren lässt. Die Verbindung aus sozialkritischen mit patriotischen Inhalten machte lange Zeit die Quintessenz seiner Alben aus, doch scheint er mit seiner aktuellen Mischung bereits aufgenommener Hits, an der als Gastmusiker Tom Morello – mit acht Nummern – maßgeblich mitwirken durfte, wiederum eher verschiedene musikalische Stilkombinationen durchprobieren zu wollen: Rockvariationen werden mit Blues, Folk, Alternative und Country gekreuzt, meist auch im Wechsel langsam – schnell, so dass ein höchst abwechslungsreiches Gesamtremix zustande gekommen ist …

Der Titel High Hopes (mit dem dazugehörigen Song) weckt also nicht nur große Hoffnungen, sondern erfüllt auch die hohen Erwartungen gerade neuer Fans, die noch nicht viel bewusst von Springsteen gehört haben. Die je nach Liedtext sehr differenziert eingesetzten Rhythmusklangfarben lassen kaum mehr an frühere Alben und Konzerte denken, in denen seit dem Erfolg von Born to Run (1975) meist eine konventionelle instrumentale Maschinerie am Werk war, die den 1994 mit dem Academy Award prämierten Sänger als Komponisten und Regisseur seiner Auftritte immer wieder zum Mainstream zurückpendeln ließ. Eine gewisse Gelassenheit macht sich darin bemerkbar, dass Springsteen nicht um jeden Preis Ohrwürmer produzieren musste, was auch den künstlerisch versatilen Melodien im Gesangspart gut bekommt.
In den vergangenen Jahren hatte Springsteen bekanntlich mehr dem Folk-Genre im weitesten Sinn des Wortes zugearbeitet. Inhaltlich geht es mit der Kompilation High Hopes wieder um den Niedergang der amerikanischen Arbeiterklasse in ihren vielen Facetten, doch wirken die Texte einmal wegen ihres aufrüttelnden Gestus‘, dann auch wegen der stilistischen Wechsel zwischen den Nummern nicht aufdringlich einseitig. Insbesondere American Skin (41 Shots) in verschiedener Hinsicht. Unkonventioneller als Springsteen selbst tritt hier sein Partner Tom Morello auf, auch dort, wo Gospel- und Soul-Elemente hineinspielen. Eine Besonderheit ist auf der CD dessen emotionsgeladene Neuinterpretation von The Ghost of Tom Joad.
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