Konzertgängern und Klassikhörern überhaupt ist das Fagott vertraut als geknicktes Doppelrohrblattinstrument in konischer Formung aus Holz. Im Orchester eignet es sich wegen seiner reichen klangfarblichen Möglichkeiten nicht zuletzt auch wie andere Instrumente, die in früheren Zeiten als „basso continuo“ verwendet wurden, zur Fundierung der harmonischen Vorgänge. Noch mehr gilt dies natürlich für das tieferstimmige Kontrafagott, dem die Doppelfagotte entwicklungsgeschichtlich vorangingen. Michael Praetorius berichtet um 1619 in euphorischem Ton, ein Berliner Instrumentenbauer namens Hans Schreiber arbeite gerade an einem solchen sehr basslastigen Fagott …

Um 1700 begann für das gewöhnliche Fagott die entscheidende Karriere als Soloinstrument in Konzerten mit kammermusikalischer Besetzung oder Orchester. Hier ist vor allem Antonio Vivaldi, der allein 39 Solokonzerte dafür komponierte und es auch in einem Doppelkonzert mit der Flöte koppelte. Der tiefer, nämlich vom Kontra-C aufwärts zum f brummende Abkömmling tauchte erwiesenermaßen 1626 in der Frankfurter Barfüßerkirche auf, wurde von Händel im Messias und gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Wien in der Militärmusik gebraucht. Aber nach der Wiener Klassik kommt das mit 5,93 m schwingender Luftsäule riesige Kontrafagott in Orchesterkompositionen des 19. Jahrhunderts nur spärlich vor: in Brahms‘ Haydnvariationen sowie in seinen Symphonien außer der zweiten. Kurios: Wollte man das Fehlen von Tuben vertuschen, wurde das Instrument zum Posaunenchor – nicht nur in der Kirche – nicht ungern ersatzweise herangezogen …

Wie steht es nun mit Sololiteratur für das auch sinfonisch eher vernachlässigte Kontrafagott? Vor allem wegen seiner extrem tiefen Lage kam es dafür kaum in Frage, allerdings existiert doch ein kleines Stück von Erich Schulhoff, die Bass-Nachtigall, in das sogar eine zweistimmige Fuge, realisiert durch rhythmisch versetzte Einsätze, eingebaut ist. Konzerte für Kontrafagott und Orchester haben übrigens im 20. Jahrhundert keine geringeren als die Amerikaner Gunther Schuller und Donald Erb sowie der Finne Kalevi Aho komponiert. 1925 entstand Schullers Kleine Fagottmusik, von 2004 bis 2005 Ahos Konzert für Kontrafagott und Orchester. Der Niederländer Henk Badings schrieb ein Doppelkonzert für Fagott, Kontrafagott und Orchester.
Schreibe einen Kommentar