Schlagwort: Won Whi Choi

  • Angeordnete Räumung

    Carmen ist nicht gleich Carmen: Vielmehr verfolgte Guy Montavon mit seiner Erfurter Neuinszenierung der Bizet-Oper zwei Ziele und mithin die Bewusstmachung weltweit anzutreffender Missstände, erstens (drastisch) greifbar in der erst vor einem Jahr von Behörden angeordneten Räumung der Frankfurter Gutleut-Brache mit Gebrauchtautos, in der Roma und Sinti lebten – und in eine viel zu kleine…

  • Die Aufklärung und ihre Antagonisten

    Genau genommen wurde die Idee für Mozarts 1791 uraufgeführte „große Oper“ nicht weit von Erfurt geboren, in dessen Region sie seit dem 30. September 2017, dem Premierentag, sozusagen wieder zurückgefunden hat: Die Grundlage bildet das französisch basierte, zwischen 1786 und 1789 entstandene Märchen Lulu oder Die Zauberflöte von Christoph Martin Wieland, der zum weiteren Kreis der Weimarer…

  • Engelsstimmen über der Tiefe

    Eine Fliesenillustration am U-Bahnhof Deutsche Oper in Berlin verewigt einen französischen Komponisten der Romantik, dem (nicht nur) gelegentlich ein Hang zum Empfindsamen ebenso nachgesagt wurde wie eine leicht schwebende, gesanglich gefällige Melodie- und Orchesterstimmenbehandlung. Charles Gounod (1818 – 1893) verzichtete auf übertriebenes Pathos, die Auslotung der Extreme und suchte nach einer lyrischen Musiksprache, die manchmal Volkstümliches einbezog.

  • Verführungskunst als Treuebeweis?

    Dass Richard Wagner, sonst auch bekannt für antisemitische Ausfälle, gegen Mozarts Così fan tutte wetterte, macht diese oft mit dem Verdikt des Albernen belegte Oper als eine seiner letzten erst richtig sympathisch: Einmal, weil sie der realen Menschenwelt den Spiegel vorhält, zweitens, weil sie von fortgeschrittenem melodischem Einfallsreichtum ist, der die klassische Maßschneiderei auch einmal vergessen lässt.…

  • Mit oder ganz ohne Herbststimmung

    Eher selten ist Giacomo Meyerbeers Oper Die Hugenotten auf der Musiktheaterbühne zu sehen. Das Theater Kiel hat diesen Schritt Ende September gewagt und mit der Choreographie von Joanna O’Keeffe und unter der Leitung von Daniel Carlberg eine eher historisch fundierte Inszenierung geschaffen. Am Freitag, den 11. November sowie am Samstag, den 26. November – jeweils mit Beginn…

  • Wien und der ferne Osten

    Mit Ironie fein gespickte Sprechszenen und in seligem Dur ausschwingende Ball(ett)nummern kontrastieren im Land des Lächelns mit gefühlsinnigen Duetten wie Soloarien eher tragischen Zuschnitts. Insofern handelt es sich in Wirklichkeit um eine Mischform des Musiktheaters, nicht etwa um die in allen Programmen so ausgewiesene typische Wiener Operette. Dem hohen Anspruch des Librettos und damit auch der Partitur wurde Guy Montavons…