Schlagwort: Siyabulela Ntlale
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Kammergesänge mit Dramatik und Witz
Wenn es um die Vorarbeiten zu einer neuen Operninszenierung geht, stehen allzu selten die emsigen Arbeiten hinter den Kulissen im Vordergrund. Ihnen ist es jedoch zu verdanken, dass eine ebenso tiefengestaffelte wie latent symbolträchtige Bühnenillusion erzeugt wird. Dazu bedarf es in der Regel einer eigenen Crew, die dem Sängerpersonal an Zahl nicht nachsteht. Für die…
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Auf dem Prüfstand: Puccinis Version von „Manon Lescaut“
Reduktion auf das scheinbar Wesentliche: Das Stichwort geistert seit mehr als 15 Jahren durch den Blätterwald des öffentlichen Diskurses. Auch der italienische Verismo, prominent vertreten durch Verdi und Puccini, tendierte in besonderem Maße dazu, Stoffe der Weltliteratur stark auf eine bestimmte Lesart zu verkürzen, wenn auch nicht ihrem Sinngehalt zu entfremden.
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Neuanfang
Nicht nur mit den bekanntesten Nummern italienischer Opern, auch mit den seltener aus den Medien zu hörenden emotional aufgeladenen wie nachdenklich stimmenden Arien wartete das Theater Erfurt zum Ende der Saison 2019/2020 am Domplatz auf. Das Orchesterspiel am gestrigen Freitagabend fiel dank der neuen Zeltbühne auch akustisch mehr als zufriedenstellend aus, das Publikum ging am…
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42,2 km Mozart
Ganz im Zeichen Mozarts standen der Donnerstag- und der Freitagabend der zurückliegenden Woche am Theater Erfurt. Da es sich erklärtermaßen um einen Langstreckenlauf handelte, reichte das Großevent bis in die tiefere Nacht hinein. Im Mittelpunkt stand nicht unbedingt das Wunderkind mit melodieseligen Evergreens, sondern eine facettenreiche Persönlichkeit, die, wie die Komposition des Musikalischen Spaßes als…
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Im Aufwind: Ballon Familienoper
Mit einer gewissen Verzögerung kann der Aufwärtstrend zum Musiktheater für Jüngere auch an deutschen Bühnen registriert werden. Ihm folgte etwa die gestrige Premiere von Pierangelo Valtinonis The Wizard of Oz (2016) nach der märchenhaften Erzählung des Amerikaners Lyman Frank Baum am Theater Erfurt, wiederholt zur familienfreundlichen Samstagsnachmittagszeit am 9. Februar 2019. Das von William Wallace Denslow originell…
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Kosmopolitisch und historistisch in einem
Zum preußischen Kapellmeister gewandet: Gaspare Spontini, der angesichts seiner seit 1804 anhaltenden Erfolge mit Beiträgen zur Opéra-comique in Paris sogar seinen Vornamen in Gaspard ändern ließ, wurde mehr oder minder abgeworben, als im Jahr 1814 Hohenzollern-König Friedrich Wilhelm III. seine bereits sieben Jahre lang auf dem Spielplan stehende Oper La Vestale um die Geliebte des…
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Reaktionen auf Medea: Sympathie oder Abscheu?
Der leibhaftige Kreon, nicht der mythische Bruder der Jokaste und Gegenspieler Antigones, ist König – nicht unbedingt „Tyrann“ – von Korinth und gibt sich in Euripides‘ Verschränkung beider vorherrschender Mythenkreise bzw. in der Vorlage des Librettos von François-Benoît Hoffman großzügig: Er gewährt Jason und Medea nach ihrer Flucht mit dem Goldenen Vlies aus Kolchis freundlich Asyl. Allerdings ist er…
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Engelsstimmen über der Tiefe
Eine Fliesenillustration am U-Bahnhof Deutsche Oper in Berlin verewigt einen französischen Komponisten der Romantik, dem (nicht nur) gelegentlich ein Hang zum Empfindsamen ebenso nachgesagt wurde wie eine leicht schwebende, gesanglich gefällige Melodie- und Orchesterstimmenbehandlung. Charles Gounod (1818 – 1893) verzichtete auf übertriebenes Pathos, die Auslotung der Extreme und suchte nach einer lyrischen Musiksprache, die manchmal Volkstümliches einbezog.
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Shakespeare grüßt nur aus naher Ferne
Nach diesem Namen wird man in den meisten populären Opernführern umsonst suchen: Über Italien hinaus ist von dem 1883 im oberitalienischen Rovereto geborenen und späteren Mascagni-Schüler Riccardo Zandonai nur in Fußnoten zu lesen. Möglicherweise liegt dies an seiner Zwischenstellung – nach Puccini und noch ohne Bezug auf „neue Schulen“ wie diejenige Arnold Schönbergs -, was eine langanhaltende…