Schlagwort: Pianist

  • Orchestrierung mit Schockpotenzial

    Zum Ende des 19. Jahrhunderts schossen in Brasilien Orchester, Musikvereine, Institute für Militärmusik und vor allem Konservatorien geradezu aus dem Boden, so dass die Komponisten der grupo renovación mit dem Gründungsdatum 1929 ein breites Betätigungsfeld im öffentlichen Musikleben finden konnten. Dazu gehörte auch die Opposition gegen einen vorherrschenden spätromantischen Nationalstil und die „Kavalierstour“ nach Europa,…

  • Profilzeichnungen am Flügel

    Vor dem geistigen Auge des Zuhörers entsteht das individuelle Profil einer Komposition und seines Urhebers in deutlichen Umrissen – wenn er nämlich Marc-André Hamelins Interpretationen folgt. Dabei versteht es der Pianist, gleich ob er Godowsky, Busoni oder Beethoven spielt, die verborgen liegenden Wesenszüge des jeweiligen Werks an die Oberfläche zu heben. Konträr zu einer nur vorlagengetreuen und…

  • Die eigentliche Hymne der Cayman-Inseln

    Auch auf den drei britischen Cayman Islands, die nordwestlich von Jamaica zu verorten sind, war es noch im vorigen Jahrhundert keineswegs selbstverständlich, dass Frauen offiziell und mit Erfolg komponierten. Gerade die „Nationalhymne“ der Inseln geht aber auf eine indigene, klassisch gebildete Musikerin, nämlich auf Leila E. Ross-Shier (1886 – 1968) zurück. Neben God save the queen ist das…

  • Für volles Orchester – vom Meister des „magischen Realismus“

    Unter großem Beifall überreichte die brasilianische Kulturministerin Marta Suplicy den begehrten Orden um kulturelle Verdienste für das Land an Marlos Nobre. Der bereits 2005 mit dem begehrten Preis Tomás Luís de Victoria ausgezeichnete Komponist aus Recife bevorzugt das Komponieren für Orchester mit Solisten, daneben entstanden nur verhältnismäßig wenige Werke für Kammerbesetzung, Klavier und Geige allein oder…

  • Auf Augenhöhe mit Europas Musen

    Der gesamte portugiesische Hof zog sich im Zuge des napoleonischen Eroberungszugs durch ganz Europa 1808 nach Rio de Janeiro zurück, sorgte damit aber für einen deutlichen Entwicklungsschub in Sachen Künste. Dass das brasilianische Regierungsintermezzo bereits 14 Jahre später sein Ende fand, bedeutete für die klassische Musik-„Szene“ erst einmal einen herben Rückschlag. Die nicht geringe Zahl…

  • Spagat zwischen den Kontinenten

    Während ihrer aktiven Zeit als Hochschullehrer blieben manche bedeutenden Komponisten eher ihrer theoretischen Werke wegen im Gedächtnis. So erging es auch dem australischen Pianisten Ernest Hutcheson (1871 – 1951), dessen Elements of Piano Technique, The Literature of the Piano und Elektra: A Guide to the Opera nachhaltiger wirkten als das Konzert für zwei Klaviere, seine Symphonie oder…

  • Seele und Eleganz

    Wegen seiner auch für damalige Verhältnisse extrem aufwändigen Hochzeitsfeier mit der schwedischen Künstlerin und Dichterin Ella Ström wäre man versucht dem US-amerikanischen Komponisten australischer Herkunft Percy Grainger (1882 – 1961) übersteigertes Standesbewusstsein zu unterstellen. Doch handelte es sich um eine ausgesprochene Liebesheirat, zu deren Feier ein Konzert von sage und schreibe 20.000 Zuhörern gegeben wurde: Im Hollywood Bowl…

  • Bunte Brise aus Tönen

    Aus eurozentrischer Sicht mag die Entwicklung der Musikgeschichte in der Karibik, hier der Dominikanischen Republik, verspätet erscheinen. Durch die Initialzündungen verschiedener Persönlichkeiten im 20. Jahrhundert entstand aber ein Netzwerk, das verschiedenste Ausrichtungen und Stilmelangen insbesondere aus der Folkloristik und dem Jazz, um nur zwei Beispiele anzuführen, begünstigte. Da die Hauptstadt Santo Domingo im Jahr 1822 von…

  • Nur physisch in der Fremde?

    Als Sergej Rachmaninow in Skandinavien 1918 eine längere Konzertreise antrat, war er sich bewusst, dass er im übrigen Europa wegen des Kriegs keine Chance zu weiteren Auftritten hatte. So musste ihm das Angebot aus den Vereinigten Staaten, mit dem damals schon renommierten Bostoner Symphonieorchester zusammenzuarbeiten, durchaus begehrenswert erschienen sein. Beinahe überwog aber die Skepsis, denn die Aussicht darauf,…

  • Statt in die Verbannung zur Bilderbuchkarriere: Der Komponist Eugeniusz Morawski

    Was weiss das Konzertpublikum heute von dem 1876 in Warschau geborenen Pianisten? Wegen seiner Tätigkeit im revolutionären Flügel der Polnischen Sozialistischen Partei wurde Eugeniusz Morawski-Dąbrowa vom Zaren vier Jahre nach Sibirien verbannt, durfte dank Einspruch seines Vaters aber nach Frankreich emigrieren und avancierte später sogar zum Direktor der Musikakademie seiner Heimatstadt. Bekannt sind heute insbesondere seine Opern, Ballette…