Schlagwort: Maurice Ravel

  • Aus der Seidlvilla

    Aus der Seidlvilla

    Laute Leidenschaft stand hinter dem Motto des gestrigen Konzertabends in der Reihe des Pianistenclubs München. Schauplatz der „Herzensangelegenheiten in fis-Moll“ der Kammermusiksaal der Seidlvilla am Schwabinger Nicolaiplatz. Das Haus war seit jeher Hotspot der Kulturereignisse, erbaut von Emanuel von Seidl (1856 – 1919), der in einem posthistoristischen, zu den Prunkbauten der Kaiserepoche aufschließenden Stil mehrere…

  • Ausweichmanöver

    Mag sein, dass in und um Beethovens Ära hastig nach dem Notenpapier gegriffen wurde, wenn für die eine oder andere Klavierkomposition wenig Zeit blieb, da andere Verpflichtungen warten: Die Verniedlichungsvariante oder kleine Schwester der Sonate galt vorwiegend seit der Wiener Klassik als einfach zu spielendes Stück für zwischendurch, sicher auch geeignet im Unterricht mit „falschen Anfängern“.…

  • Kammermusik als Experimentierfeld

    Mit dem Amalia-Quartett, das dieses Jahr schon wegen seiner Barber- und Mozartinterpretationen von sich reden machte, kommt am kommenden Sonntag um 11 Uhr im Foyer des Weimarer Nationaltheaters eine seit mehreren Spielzeiten bewährte Formation wieder auf die Bühne. Diesmal handelt es sich um ein Schostakowitsch-Revival, das die Kammermusik „als Experimentierfeld“ des vor 40 Jahren verstorbenen Komponisten…

  • Unterwegs mit dem Cypress String Quartet

    Ungewöhnliche und neue Einsichten in Werkstrukturen wurden dem nunmehr seit fast 20 Jahren existierenden Cypress String Quartet aus San Francisco ebenso bescheinigt wie ein gefühlvolles und gleichzeitig sehr expressives, zuweilen dramatisches Spiel. Der mittlerweile unübersehbar gewordenen Zahl an Konzerten, die Cecily Ward und Tom Stone als Geiger, Ethan Filner an der Bratsche und Cellistin Jennifer Kloetzel…

  • Überraschungskonfekt im Ballett

    Der früheste schriftliche Beleg für einen provenzalischen Tanz aus dem 17. Jahrhundert findet sich 1686 in Jean-Baptiste Lullys Prolog zu seiner Oper Acis et Galatée. Somit handelt es sich beim Rigaudon entweder um die Fortentwicklung aus einem oder einer Fusion von verschiedenen Renaissancetänzen oder um eine wirkliche ursprünglich in der Provence verbreitete Innovation aus der Epoche Ludwig…

  • Wandel einer Tanzform aus höfischer Konvention

    Thomas Maces Kompendium Musick’s Monument ordnete 1676 die vermutlich aus Spanien oder auch Mexiko stammende Sarabande den schnellen Tänzen im Dreiertakt zu, während die Form wenig später bei Arcangelo Corelli zwischen den höchst unterschiedlichen Tempoangaben Vivace, Allegro, Adagio und Largo oszilliert. Dies weist schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf einen immer freieren Umgang mit der…

  • Mannshohe Wellen, Sturm, Strand bei Nacht

    Außermusikalische Programme beschäftigten viele Komponisten, die der Musik eine gewisse Autonomie zuerkannten, durch die Jahrhunderte – gerade dort, wo beschreibende Sprache an ihre Grenzen stieß. Dies trifft speziell auf Naturphänomene zu, die nicht ausreichend erforscht waren und ebenso viel Furcht wie Faszination erregten. Neben hohen Bergen und tiefen Wäldern galt eine solche Empfindungsmischung aus Schauer und Ehrfurcht insbesondere dem…

  • Alexander Tansmans amerikanische Jahre

    Gerade die polnische Musik verschob sich in den dunklen Jahren der nationalsozialistischen Diktatur zu einer Angelegenheit des Exils, insbesondere des amerikanischen – man denke nur an die Gründung und den Einfluss des bedeutenden Curtis Institute of Music. Vorbereitet war der hohe Anteil an ursprünglich aus Polen eingewanderten Komponisten, Dirigenten und Musiker aber spätestens bereits zu…

  • Imitate in der Musik vom Zitat bis zur frechen Parodie

    Bekanntlich sind die Übergänge zwischen Zitaten und Allusionen oder Anspielungen in der Musik(nachahmungs)geschichte fließend. Will man die allerdings sehr deutlichen Zitationen von volksmusikalischem Liedgut in Mahlers 1. Sinfonie D-Dur nun dem allgemeinen Einfluss bestimmter Melodien oder deren Symbolhaftigkeit auf sein Werk zuschreiben oder als ausschließlich bewusst eingesetztes Erinnerungsmotiv mit dem bloßen Ziel der augenzwinkernden Ironisierung verstehen? Im…