Schlagwort: Máté Sólyom-Nagy
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Kammergesänge mit Dramatik und Witz
Wenn es um die Vorarbeiten zu einer neuen Operninszenierung geht, stehen allzu selten die emsigen Arbeiten hinter den Kulissen im Vordergrund. Ihnen ist es jedoch zu verdanken, dass eine ebenso tiefengestaffelte wie latent symbolträchtige Bühnenillusion erzeugt wird. Dazu bedarf es in der Regel einer eigenen Crew, die dem Sängerpersonal an Zahl nicht nachsteht. Für die…
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Thrill und Ironie
Dem amerikanischen Musical-Komponisten Stephen Sondheim gelingt es sowohl dramaturgisch als auch musikalisch, in seinem Sweeney Todd die Waage zwischen Thrill und Ironie zu halten. Gerade dort, wo die an sich realistisch eingefädelte Handlung ins Absurde umkippen will, mehren sich die spaßigen Allusionen der Dialoge angesichts des blanken Horrors.
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Flammbares Relikt
Halb Detektivgeschichte, halb Krimi-Thriller präsentiert sich der Stoff des Romans Der Name der Rose fast vierzig Jahre nach seinem Erscheinen in anderer, so nicht überall erwarteter, aber spektakulärer Form – nämlich als Musical. Dem norwegischen Duo Øystein Wiik und Gisle Kverndokk gelang, wie zur Premiere gestern Abend zu hören und zu sehen war, eine originelle und bewegte…
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Unruhestifter im Hotel
Als Regisseur beinahe zum Greifen nah stellte sich Regisseur Hendrik Müller nach dem Schlusstableau der gestrigen Erfurter Theaterpremiere von Fra Diavolo oder Das Gasthaus zu Terracina, situiert in den Abruzzen und uraufgeführt 1830 in Paris, dem Publikum vor.
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Böser Wald, gutes Dorf – oder umgekehrt?
Ein Musical in bester Weill-Brecht-Tradition, aber unter den Vorzeichen der Gegenwart: So präsentierte sich gestern die Erfurter Premiere von Thomas Zaufkes und Peter Lunds Grimm! Anders als beim möglichen Vorbild der Dreigroschenoper dominierte jedoch der komische Aspekt, wobei sich das pädagogische Ethos, „die Moral von der Geschicht’“, ebenso wie in den Brecht-Stücken durchgehend bemerkbar macht, nicht…
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Premiere mit Samttönen
Schnapszahl für eine von Satire, lyrischen Stimmungen und Ballett getragenen Musikkomödie: Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es kein Zufall, dass 2017 die neue Inszenierung der Lustigen Witwe am Theater Erfurt (fast exakt) 111 Jahre nach ihrer Premiere in der Stadt 1906 und damit ein Jahr nach der Wiener Uraufführung wiederum hier platziert wurde. Und zwar als großer…
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Engelsstimmen über der Tiefe
Eine Fliesenillustration am U-Bahnhof Deutsche Oper in Berlin verewigt einen französischen Komponisten der Romantik, dem (nicht nur) gelegentlich ein Hang zum Empfindsamen ebenso nachgesagt wurde wie eine leicht schwebende, gesanglich gefällige Melodie- und Orchesterstimmenbehandlung. Charles Gounod (1818 – 1893) verzichtete auf übertriebenes Pathos, die Auslotung der Extreme und suchte nach einer lyrischen Musiksprache, die manchmal Volkstümliches einbezog.
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Verführungskunst als Treuebeweis?
Dass Richard Wagner, sonst auch bekannt für antisemitische Ausfälle, gegen Mozarts Così fan tutte wetterte, macht diese oft mit dem Verdikt des Albernen belegte Oper als eine seiner letzten erst richtig sympathisch: Einmal, weil sie der realen Menschenwelt den Spiegel vorhält, zweitens, weil sie von fortgeschrittenem melodischem Einfallsreichtum ist, der die klassische Maßschneiderei auch einmal vergessen lässt.…