Schlagwort: Lully

  • Das fremde Wilde im Barockballett

    Lange vor Jean-Jacques Rousseaus 1755 veröffentlichtem Traktat Discours sur l’inégalité wurden Zivilisations- und Naturgesellschaft als Gegensatzpaar definiert. Von den Repräsentanten fremder Völker überwog in den Künsten des 17. Jahrhunderts noch das Konzept des Exotismus. In England griff, durch Thomas Hobbes 1651 losgetreten, eine kulturpessimistische Sicht auf die Indigenen der Kolonien um sich.

  • Limitierte Ménage à trois

    Inwiefern sich Form und Gestalt unterscheiden, war in einem Zeitalter des rasanten naturwissenschaftlichen Fortschritts eine eher müßige Frage. Aus diesem Grund musste der Aristotelismus des Mittelalters, der noch weit in die Neuzeit hineinwirkte, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts den meisten Zeitgenossen (sicher nicht zu Unrecht) als überholte Denkschule erscheinen. So kann zu Recht die Hauptfigur…

  • Eine geradezu perfekte Mixtur

    Über viele Jahre hinweg diente der gebürtige Veroneser und Violoncellist aus Modena dem Münchner Hof, als kurfürstlicher Rat ebenso wie als Kammerkonzertmeister, nachdem er bereits elf Jahre im dortigen Residenzensemble mitgespielt hatte: Evaristo Felice Dall’Abaco (1675 – 1740) gilt mit seinen zahlreichen Violin- und Triosonaten sowie vierstimmigen sonate da chiesa unter Einbeziehung seines eigenen Instruments heute als einer der…

  • Festivals in Nord und Süd

    Vom 10. bis 26. Juni steht Potsdam dieses Jahr ganz unter französischer Flagge – jedenfalls, soweit es sich um musikalische Belange handelt: Mit der passenden Kulisse von Schloss Sanssouci und seinen weitläufigen Parkanlagen spielen unter dem Motto Bonjour Frankreich! Solistinnen, Orchester und Ensembles aus dem gerade im 17. und 18. Jahrhundert hier sehr wirkungsmächtigen Nachbarland: Endlich einmal…

  • Produktive Ergebnisse einer Rivalität

    Nicht etwa der Versailler Hof mit Molières und Lullys Bürger als Edelmann, sondern das Jahrmarktsheater mit seinen ausgelassenen Vaudevilles ist der Ort, an dem die Ursprünge der opéra comique zu suchen sind. Diese standen seit dem 17. Jahrhundert in Konkurrenz mit den italienischen Wandermusikern und Stegreifdarstellern – eine Rivalität, die wenig später auf höherer Ebene…

  • Blechbläserfanfaren neben dem Kutschwagen

    Auch zum 15. Bestehen des pompös und mit zahlreichen Etiketten und Orden bespickten Barockfests in Gotha sprach das Bürgertum nebst Stadthonoratioren und sogar Hamburger Kaufleuten als Gästen aristokratisch gewandet bei Herzog Friedrich III. vor. Am Samstag entfaltete sich wieder ein in allen Spektralfarben schillernder Blumenstrauß (mit abschließendem Feuerwerk) vor dem edlen Publikum. Nachdem am Samstag,…

  • Das hüpfende Wesen

    Dem Kapellmeister von Ludwig XIV., Lully nämlich, ist es zu verdanken, dass die Gavotte Eingang in den instrumentalen Suitenzyklus fand. In der Oper sicherte sich der meist lebhafte Tanz im 2/2-Takt höfisch zur Schau getragen selbstverständlicher seinen Platz, wofür seine Verwendung in Rameaus Castor et Pollux und Les Indes Galantes ebenso stehen wie durch Gluck in Orfeo…

  • Wegbereiter einer eigenständigen Tonsprache

    Die Basis für die Musik des australischen Kontinents bildet unangefochten die Klangwelt ihrer Ureinwohner, der Aborigines und der Umgebung selbst, ihrer Steppen, des Buschlandes und der Meeresküste. Auf dieser Überzeugung gründet die Entwicklung einer spezifisch australischen Tonsprache durch den 1929 geborenen und 2014 verstorbenen Komponisten Peter Joshua Sculthorpe, der überwiegend in Melbourne, zwischenzeitlich aber auch bei Größen wie Edmund…

  • Bagatellen und andere Nebensachen

    Das französische Wort für eine spaßhafte Tändelei passte vor geraumer Zeit genau auf einen Suitensatz lustigen Charakters: Die Badinage oder auch Badinerie lief zudem durch ihr schnelleres Tempo selbst der Gavotte ihren Rang im Reigen der munteren barocken Tänze ab. Internationale Bekanntheit bis heute garantiert ihr fast ausschließlich Bachs Verwendung als „Rausschmeißer“ am Ende seiner 2. Ouvertüre…