Schlagwort: Juri Batukov
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Thrill und Ironie
Dem amerikanischen Musical-Komponisten Stephen Sondheim gelingt es sowohl dramaturgisch als auch musikalisch, in seinem Sweeney Todd die Waage zwischen Thrill und Ironie zu halten. Gerade dort, wo die an sich realistisch eingefädelte Handlung ins Absurde umkippen will, mehren sich die spaßigen Allusionen der Dialoge angesichts des blanken Horrors.
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Auf dem Prüfstand: Puccinis Version von „Manon Lescaut“
Reduktion auf das scheinbar Wesentliche: Das Stichwort geistert seit mehr als 15 Jahren durch den Blätterwald des öffentlichen Diskurses. Auch der italienische Verismo, prominent vertreten durch Verdi und Puccini, tendierte in besonderem Maße dazu, Stoffe der Weltliteratur stark auf eine bestimmte Lesart zu verkürzen, wenn auch nicht ihrem Sinngehalt zu entfremden.
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Rummel im Refugium
Die Orte für den Rückzug aus hektischen Großstadtszenarien sind heute in einem breiteren geographischen Rahmen situiert, doch zu Ende der 1920er Jahre taten es auch die österreichischen Alpen als exotisches Remedium für die Seele, vorzugsweise St. Wolfgang mit dem See, notfalls ebenso der Müggelsee vor der Haustür, vom Zentrum Berlins vergleichsweise nur einen Katzensprung entfernt. Zwischen den nördlichen…
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Im Aufwind: Ballon Familienoper
Mit einer gewissen Verzögerung kann der Aufwärtstrend zum Musiktheater für Jüngere auch an deutschen Bühnen registriert werden. Ihm folgte etwa die gestrige Premiere von Pierangelo Valtinonis The Wizard of Oz (2016) nach der märchenhaften Erzählung des Amerikaners Lyman Frank Baum am Theater Erfurt, wiederholt zur familienfreundlichen Samstagsnachmittagszeit am 9. Februar 2019. Das von William Wallace Denslow originell…
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Unruhestifter im Hotel
Als Regisseur beinahe zum Greifen nah stellte sich Regisseur Hendrik Müller nach dem Schlusstableau der gestrigen Erfurter Theaterpremiere von Fra Diavolo oder Das Gasthaus zu Terracina, situiert in den Abruzzen und uraufgeführt 1830 in Paris, dem Publikum vor.
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Premiere mit Samttönen
Schnapszahl für eine von Satire, lyrischen Stimmungen und Ballett getragenen Musikkomödie: Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es kein Zufall, dass 2017 die neue Inszenierung der Lustigen Witwe am Theater Erfurt (fast exakt) 111 Jahre nach ihrer Premiere in der Stadt 1906 und damit ein Jahr nach der Wiener Uraufführung wiederum hier platziert wurde. Und zwar als großer…
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„Göttliche Eingebung“ oder Endmarke symphonischer Möglichkeiten?
Mit Ludwig van Beethovens 9. Symphonie, stellte Robert Schumann in seiner Besprechung von Berlioz‘ Symphonie fantastique fest, seien „Maß und Ziel“ der Gattung „erschöpft“. Die vorläufige Kapitulation machte scheinbar nur noch exzentrische Gegenentwürfe möglich oder epigonale Imitation des Vorhandenen. Solche Annahmen wurden verstärkt durch die Tendenz zur Vereinnahmung durch den sich entpuppenden Gesamtstaat Deutschland, wo man mit…
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Das Bitterernste und seine komische Seite
Die Figur des Don Giovanni erschien Philipp Kochheim bei aller Blässe ihrer Charakterisierung durch Lorenzo Da Ponte als Katalysator für Entfremdungsprozesse in den Mikroebenen der Gesellschaft, die so ins Bewusstsein des Zuhörers rücken. Nimmt man die Kleidertauschszene mit seinem Diener Leporello hinzu, kommt ein weiteres Element hinzu: Gezeigt wird die personifizierte Irritation der Verhältnisse in ihrem…
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Opern-, Musical- und Konzertstart am Theater Erfurt
Beinahe gleichzeitig mit dem Antritt der neuen Generalmusikdirektorin am Erfurter Theater feiert auch die weithin bekannte Sängerin Ilia Papandreou ihr Rollendebüt in Puccinis Madama Butterfly. Joana Mallwitz, die vom Heidelberger Theater kommt, hatte die Oper bereits mehrere Male mit Erfolg an der Königlich Dänischen Oper in Kopenhagen gegeben. Neben der griechischen Sopranistin singen und spielen Richard Carlucci…