Schlagwort: Jean-Baptiste Lully

  • Die Befreiung der Andromeda

      Kinogänger werden zunächst an das unter spanischer Beteiligung mit Javier Navarrete als Lieferant der akustischen Ausmalung gedrehte Breitwandepos von Jonathan Liebesman, Zorn der Titanen (2012), denken – oder an den unmittelbar vorhergehenden US-Streifen Kampf der Titanen, der ein verändertes Remake des Films von 1981 darstellt. Einmal abgesehen davon, dass es sich bei den Publikumsmagneten in Teilen um einen Clash…

  • Ausweichmanöver

    Mag sein, dass in und um Beethovens Ära hastig nach dem Notenpapier gegriffen wurde, wenn für die eine oder andere Klavierkomposition wenig Zeit blieb, da andere Verpflichtungen warten: Die Verniedlichungsvariante oder kleine Schwester der Sonate galt vorwiegend seit der Wiener Klassik als einfach zu spielendes Stück für zwischendurch, sicher auch geeignet im Unterricht mit „falschen Anfängern“.…

  • Manchmal mit Perücke

    Weltweit gesehen handelt es sich tatsächlich um ein seltenes Phänomen, in Deutschland ist es wie manch andere Merkwürdigkeit möglich geworden: Hinter den durch Dezentralisierung entstandenen Bundesländern schimmern die alten territorialen Grenzlinien mehr oder minder despotisch geführter Fürstenstaaten hervor. Im Zeichen der historisch informierten Aufführungspraxis und manch luftiger Sonnenkönigsnostalgie finden sich auf dem Boden dieser etwas…

  • Zu Weidmanns Heil?

    In ihrer Funktion als Orchesterinstrument ist die Oboe in ihrer „modernen“ Form bekanntlich erst seit Jean-Baptiste Lullys Marche de Hautbois aus seiner 1664 komponierten Oper Les plaisirs de l’isle enchantée greifbar. Vermutlich wurde sie zehn Jahre zuvor von Jean de Hotteterre und Michel Danican Philidor erstmals in Paris angefertigt. Bei der gebogenen Oboe da caccia, die mit…

  • In etwas schnellerer Gangart

    Steht das ländlich-rustikale Lied, das der spanische Dichter Torres Naharro „Chacota“ nannte, wirklich im Zusammenhang mit der nur wenige Dezennien späteren Erwähnung der Chaconne als Instrumentalstück? Hier sind Zweifel angebracht, denn eine diesem vorhergehende Liedform ist sonst nirgends bezeugt. Jedenfalls taucht der im 16. Jahrhundert entwickelte Tanz seit 1560 in Verbindung mit der Sarabande auf,…

  • Überraschungskonfekt im Ballett

    Der früheste schriftliche Beleg für einen provenzalischen Tanz aus dem 17. Jahrhundert findet sich 1686 in Jean-Baptiste Lullys Prolog zu seiner Oper Acis et Galatée. Somit handelt es sich beim Rigaudon entweder um die Fortentwicklung aus einem oder einer Fusion von verschiedenen Renaissancetänzen oder um eine wirkliche ursprünglich in der Provence verbreitete Innovation aus der Epoche Ludwig…

  • Galant nicht nur am Hof

    Mit ihrer Debut-CD Au bal galant aus diesem Jahr haben die auf Alte Musik  spezialisierten Musiker der Formation Les Matelots in dreifacher Hinsicht einen Volltreffer gelandet: Das hier in opulentem Umfang dargebotene und vielfältige Repertoire ist praktisch unbekannt, nur von den wenigsten der Stücke war bisher durch Tonträger überhaupt Kenntnis zu erlangen. Zudem werden die Beispiele nach bestem Wissen über…

  • Lully & Molière: Ihr letzter gemeinsamer Theatercoup

    Das letzte große Gemeinschaftswerk von Molière und Jean-Baptiste Lully, datiert 1670,  ist mit Pascal Rénéric als Möchtegern-Aristokrat und wohlhabender Monsieur Jourdain, Bénédicte Guilbert als Dorimène und Nicolas Orlando als Fechtmeister im kommenden April im Schloss Versailles – also der Umgebung seiner Entstehung und Premiere denkbar nahe –  in vier Aufführungen zu erleben. Christophe Coin leitet das Ensemble La Révérence in der…

  • Vom Scherzo verdrängt: das Menuett

    Die Behauptung, dass Menuette erstmals am Hof Ludwig XIV. nach Lullys Musik getanzt wurden, scheint zweifelhaft, denn Tänze mit „kleinen Schritten“ im Dreivierteltakt, um die Bedeutung vorab zu klären, gab es auch schon früher – in Frankreich namentlich bekannt durch den Volkstanz Branle aus der Provinz Poitou. In Deutschland zumal wurde der Paartanz, der sich nicht nur am Hof…

  • Zwei geballte Tage Lebensfreude

    Am 30. und 31. August 2014 durfte Herzog Friedrich III. von Gotha-Sachsen-Altenburg nebst seiner Gemahlin Luise Dorothee mitsamt dem kompletten Hofstaat wieder einmal seine Auferstehung feiern; dabei war es allen Besuchern vom Kind bis zum „langen Kerl“ aus der Armee des Preußenkönigs Friedrich II. möglich, in ein buntes, praktisch authentisches Barockkostüm zu schlüpfen! Um die…