Schlagwort: J.S. Bach

  • Nur für die Tastenkunst?

    Angesichts der unüberschaubaren Menge an Wieder- und Neuentdeckungen barocker KomponistInnen seit den Anfangsjahren der Alte-Musik-Bewegung kann schon so manches Jubiläum unbeachtet an einem vorübergehen. Manchmal lohnt es sich aber nur en passant einen Blick in einen Prominentenkalender geworfen zu haben. Zum 400. Mal jährt sich nämlich heute der Geburtstag eines Stuttgarter Kapellmeistersohns, dessen Kindheit vom Dreißigjährigen…

  • Der Geist der Freiheit

    Längst vorbei die Zeiten, in denen durch übertriebene Punktierung, schroff stakkatiertes Akkordspiel und übermäßig lange Zäsuren barocke Instrumentalwerke im Geiste der Historischen Aufführungspraxis seziert wurden. Stattdessen wehte heute im Weimarer Stadtschloss um die Mittagszeit dieses Ostersonntags der Geist der Freiheit, denn der namhafte Leiter des European Union Baroque Orchestra zelebrierte hier deutsche und dänische Cembalomusik in weitgespannten Bögen und mit…

  • «En suite» und darüber hinaus

    In der gedanklichen Tiefe der harmonischen Strukturgebung und was den melodischen Einfallsreichtum betrifft, steht Jan Dismas Zelenkas Suite in F-Dur den vier quasi gleichzeitig entstandenen Ouvertüren J.S. Bachs für Orchester – nämlich um 1723 herum – in nichts nach. Dies konnte Samuel Bächli mit dem Philharmonischen Orchester Erfurt am Donnerstagabend erneut verdeutlichen, nachdem seit einem Hype in…

  • In etwas schnellerer Gangart

    Steht das ländlich-rustikale Lied, das der spanische Dichter Torres Naharro „Chacota“ nannte, wirklich im Zusammenhang mit der nur wenige Dezennien späteren Erwähnung der Chaconne als Instrumentalstück? Hier sind Zweifel angebracht, denn eine diesem vorhergehende Liedform ist sonst nirgends bezeugt. Jedenfalls taucht der im 16. Jahrhundert entwickelte Tanz seit 1560 in Verbindung mit der Sarabande auf,…

  • Schwierige Werke – dynamisch voluminös und subtil interpretiert

    Beide Rahmenwerke des Konzerts am Samstagnachmittag in der Weimarhalle sind Organisten zu verdanken, während das Mittelstück auf einen polyphonen Chor zurückgeht. Der erste Teil galt Bearbeitungen, der zweite Teil einem Originalwerk: Das Bundesschulmusikorchester brillierte zu seinem 20jährigen Bestehen in Perfektion zunächst mit J.S. Bachs Präludium und Fuge Es-Dur im Orchestersatz von Arnold Schönberg, danach mit…

  • Karrieren der Musette

    An ihrem liegenden Bass, auch als Bordunquintenbass bezeichnet, ist die französische Musette als einer der im 17. Jahrhundert weit verbreiteten Tänze leicht erkennbar. Ebenso eignet ihr ein wiegender, schwingender Rhythmus, der unmittelbar ihre charakteristische Ausführung vor Augen führt. Dieser wird passend durch die kreisenden Bewegungen der Melodie ergänzt. Besonders markant treten ihre Merkmale in der Besetzung durch die Musette-Sackpfeife oder die…

  • Giulio Mercati an der baltischen Ausnahmeorgel

    Einer der weltweit prächtigsten Orgelprospekte des Barock und gleichzeitig die „Perle“ der baltischen Instrumentenbaukunst befindet sich in der Kathedrale zu Oliva, einem Stadtteil Danzigs, nicht weit entfernt von den mittlerweile massentouristisch erschlossenen Stränden von Sopot. Schon insofern war es für den international gefragten Mailänder Solisten und Hochschuldozenten Giulio Mercati am vergangenen Dienstagabend eine besondere Empfehlung,…

  • Barocksalven

    Barocksalven

    Max Emanuel Cencic kann man getrost als Experten für Leonardo Vincis Opern betrachten: 2012 studierte er unter Diego Fasolis mit dem Concerto Köln die Rolle der Königsschwester Mandane in dessen Artaserse (1730) nach dem Libretto von Pietro Metastasio ein, Virgin Classics veröffentlichte die Aufnahme (B00VA57QFG), im gleichen Jahr erschien übrigens Vincis komplettes Musikdrama La Partenope mit Sonia Prina…

  • Wandel einer Tanzform aus höfischer Konvention

    Thomas Maces Kompendium Musick’s Monument ordnete 1676 die vermutlich aus Spanien oder auch Mexiko stammende Sarabande den schnellen Tänzen im Dreiertakt zu, während die Form wenig später bei Arcangelo Corelli zwischen den höchst unterschiedlichen Tempoangaben Vivace, Allegro, Adagio und Largo oszilliert. Dies weist schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf einen immer freieren Umgang mit der…

  • Tastenwunder Cembalo

    Dass das nicht eben laut tönende Cembalo und seine Artverwandten auch als Solisten mit Begleitung eine brillante Rolle spielen können, zeigen demnächst wieder Konzertauftritte vielerorts: Das exzellente polnische Duo Alexandra & Alexander Grychtolik stellt im Rahmen der Bachtage der Stadt Halle in Westfalen zusammen mit dem Ensemble Aperto J.S. Bachs Konzerte für 2 Cembali und…