Schlagwort: Igor Strawinsky
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Requiem und Sinfonie – einmal anders
Es besteht seit langem eine gewisse Vorliebe für Brahms‘ Ein deutsches Requiem, uraufgeführt in drei Etappen in den Jahren 1867, 1868 und 1869, da zweimal Sätze hinzuzufügen waren, bis der Urheber endlich damit zufrieden war. Bemerkenswert ist, dass das an Umfang fortschreitende, vom kirchlichen Ritus eines regelrechten Requiems weit entfernt und auch nicht als solches…
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Digitalität – von Spiel bis Unterwerfung
Schillers Bonmot, wonach der Mensch sich als solcher zu erkennen gebe, wenn er spielt, gilt im Falle der Nutzung digitaler Möglichkeiten nur mehr bedingt, denn digitale Medien können auch vereinnahmen, unterwerfen oder beherrschen, je bis zu welchem Grad wir uns darauf einlassen. Aber die Grenzen können verschwimmen und es steht manchmal in Frage, ob wir…
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Uhr-Sprünge
Zum Thema kommt einem zunächst Strawinskys 1913 komponiertes Skandalballett Le Sacre du Printemps in den Sinn, dessen Programm im Titel vage auf eine unbestimmte slawische Vorzeit archaischer Natur und Religion verweist. Das Rohe, gelegentlich Brutistische, das einer erdachten zivilisationslosen Gesellschaft mittels schriller dissonanter Akkordik zugeschrieben wird, erscheint harmonisiert durch die naturhaft gelebte Liebe als zusammenführendes und -haltendes Prinzip.
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(Be)rauschend und volltönig: das Cymbalom
Vom griechischen κύμβαλον abgeleitet machte das Zimbalon insbesondere im südost(mittel)europäischen Raum Karriere; aus diesem Grund sind etwa die rumänischen, russischen und polnischen Begriffe der Ursprungsbezeichnung ziemlich ähnlich. Eigentlich handelt es sich um ein geklöppeltes Hackbrett, wie es seit langem in den Ensembles von Zigeunerfamilien üblich war. Im Land, das ihm den Namen gab, gehörte zu…
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Paukenschlag zur neuen Brügger Saison
Brüssels Philharmonisches Orchester geht mit seinem Chefdirigenten Stéphane Denève noch vor dem Kalenderherbstbeginn in eine neue Spieletappe, die vierzig Auftritte wiederum in den akustisch besten Sälen Belgiens und auf Nordamerikatournee umfassen wird. Den Anfang bestimmte am Samstagabend ein Programm der frühen Moderne und der Gegenwart: Neben Ralph Vaughan Williams‘ sonst eher selten gespieltem symphonischem Chorwerk Serenade…
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Für Melodienscanner
Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich bei verspielten Naturen unter den Tonsetzern die Mode, eine einzige Oper gemeinsam zu gestalten, einem bunten musikalischen Gemüsesalat ähnlich, allerdings en détail planvoller konzipiert. Es wurde mit der italienischen Bezeichnung für die Zahl hundert – demnach Cento (oder Centone) – benannt, war der Idee nach aber nichts Neues, denn…
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Einen Jux will er sich machen
Eher um einen makabren „Scherz“ im Sinne einer Katzenmusik als um einen gelungenen Spaß mag es sich bei bei der Attacke in der 1704 datierten Lustigen Feld-Music von Johann Philipp Krieger (Nomen als Omen?) gehandelt haben und ähnliches kann von mancher der spanischen Batallas gesagt werden; auf der anderen Seite verschwammen gerade im Weltgefühl der Barockzeit Tragik und Inferno gerne mit…
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Im Innersten des Rhythmus
Originalität war nach dem Urteil zeitgenössischer Kollegen nicht die erste Tugend von Johannes Brahms. In puncto flexibler harmonischer und ökonomischer Gestaltung waren dem gebürtigen Hamburger allerdings hohe Professionalität und Individualität kaum abzusprechen. In seiner 3. Symphonie F-Dur von 1883, die großen Teils in Wiesbaden und am Rhein entstanden war, bewies der von Heinz Becker als Experte für…
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Hochverärgertes Publikum!
Man braucht nicht erst an den frenetischen Jubel im Anschluss an einen Aida-Sommerabend in Verona oder an die legendären poly- und atonalen Uraufführungsschocker von Igor Strawinsky und Arnold Schönberg zu erinnern, um die ganze emotionale Bandbreite der Publikumsreaktion zu ermessen. Gewaltbereite Konzertgänger beispielsweise geraten ja beinahe täglich, ohne gleich Schlagzeilen zu generieren, aneinander, sei es, weil…
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Cello allround
Das Konzert für Violoncello und Blasorchester von Friedrich Gulda stand in mehrfacher Hinsicht im Zentrum des gestrigen elften und letzten Symphoniekonzerts der Spielzeit 2015/16 am Theater Erfurt. Joana Mallwitz stand für die pfiffige Programmkonstellation aus Werken Bernsteins, Guldas und Strawinskys nicht nur höchstpersönlich am Pult, sondern gab dem Publikum auch eine komprimierte Vorstellung von ihren…