Schlagwort: Hank Irwin Kittel

  • Auf dem Prüfstand: Puccinis Version von „Manon Lescaut“

    Reduktion auf das scheinbar Wesentliche: Das Stichwort geistert seit mehr als 15 Jahren durch den Blätterwald des öffentlichen Diskurses. Auch der italienische Verismo, prominent vertreten durch Verdi und Puccini, tendierte in besonderem Maße dazu, Stoffe der Weltliteratur stark auf eine bestimmte Lesart zu verkürzen, wenn auch nicht ihrem Sinngehalt zu entfremden.

  • Angeordnete Räumung

    Carmen ist nicht gleich Carmen: Vielmehr verfolgte Guy Montavon mit seiner Erfurter Neuinszenierung der Bizet-Oper zwei Ziele und mithin die Bewusstmachung weltweit anzutreffender Missstände, erstens (drastisch) greifbar in der erst vor einem Jahr von Behörden angeordneten Räumung der Frankfurter Gutleut-Brache mit Gebrauchtautos, in der Roma und Sinti lebten – und in eine viel zu kleine…

  • Verdichtetes Mittelalter

    Verdis 1853 in Rom uraufgeführtes Bühnenwerk Der Troubadour ist auch in Erfurt mit seinem jungen neuen Theater schon seit langem Bestandteil des Stadtrepertoires: Anlässlich der Iga 66 wurde es vor 61 Jahren schon einmal an derselben Stelle, nämlich auf dem Domplatz, aufgeführt. Die historistisch beeinflusste Mittelalter-Mixtur ist geradezu der finale Prototyp aller romantischen Projektionen des…

  • … und noch ganz anders

    … traten einige Musiker des Philharmonischen Orchesters Erfurt am Freitagabend auf: nahezu unerhört „modern“ zudem für eine ansonsten ganz klassisch ausgerichtete Truppe. Die Spannbreite ließ sich dabei schon am Motto des Programms ermessen: Von der Gabrieli-Canzone bis zur Souljazznummer Skyfall aus dem gleichnamigen James-Bond-Film Nr. 23 von 2012 gelang, mit zwei Schwerpunkten auf Renaissance mit Barock sowie Big-Band-Sound,…

  • Das Bitterernste und seine komische Seite

    Die Figur des Don Giovanni erschien Philipp Kochheim bei aller Blässe ihrer Charakterisierung durch Lorenzo Da Ponte als Katalysator für Entfremdungsprozesse in den Mikroebenen der Gesellschaft, die so ins Bewusstsein des Zuhörers rücken. Nimmt man die Kleidertauschszene mit seinem Diener Leporello hinzu, kommt ein weiteres Element hinzu: Gezeigt wird die personifizierte Irritation der Verhältnisse in ihrem…

  • Superb elegante Klanggemälde

    Nicht nur rhythmisch präzise, von Anfang an mit vollem Einsatz und mit behutsamen Gesten dirigierte Hermes Helfricht, Pianist, Sänger und derzeit Zweiter Kapellmeister am Theater Erfurt, die voller Subtilitäten steckende Partitur einer weiter mustergültigen Carmen-Inszenierung. Dies zeichnete sich vor allem bei den allseits vertrauten „Publikumsschlagern“ ab, die nicht herausposaunt wurden, sondern in denen jedem Detail in der…

  • Eine stimmstarke Rächerpartie

    Wiederum gelang mit Rupert Lummers Neuinszenierung des 1851 in Venedig uraufgeführten Musikdramas Rigoletto von Giuseppe Verdi in Erfurt ein großer Wurf: Als Gast war der stimmstarke und facettenreiche aus dem südafrikanischen Port Elizabeth gebürtige Bariton Siyabulela Ntlale in der Hauptrolle zu bewundern; er gastiert zum ersten Mal am Theater Erfurt und gibt gleichzeitig hier sein Deutschland-Debut. Zuvor…

  • Melancholie, die der Krieg hinterlässt

    Am Samstagabend war es so weit: Auf Initiative von Regisseur Marc Adam – im letzten Jahr unter anderem bereits mit der Turandot-Inszenierung auf den Domstufen erfolgreich – konnte die deutschsprachige Version von François Fayts zweiter Oper Le Sang noir – Das schwarze Blut zum Anlass der Uraufführung verwendet werden. Hochkarätige Gäste des französischen Musik- und Kulturlebens waren…

  • Behutsame Entführung der Entführten

    Aus gewissen Koalitionskämpfen keine Spur von Parodie – dafür dominierte in der Erfurter Premiere von Mozarts Entführung aus dem Serail die tagesaktuelle Anspielung auf Terroristen, während in der Oper selbst von Piraten die Rede ist. Pussy Riot und ihr russisches Dilemma standen Pate, um der Ouvertüre den geschlossenen Vorhang zu ersparen, wobei das gemeinsame Verbindende mit…