Schlagwort: Händel

  • Pastiche

    In letzter Zeit erlebte der musikalische Labskaus oder auch: die Flickoper eine deutliche Wiederbelebung, nicht nur dank des 1986 uraufgeführten Musicals Phantom der Oper, sondern auch, mit Rücksicht auf die barocke Entstehungszeit des fragwürdigen Genres, mit der New Yorker Met-Aufführung des Pasticcios The Enchanted Island am 31. Dezember 2011: Die Mixtur der verarbeiteten Arien und…

  • Der Fall Casadesus

    Wer glaubt, Musikinformationen im Netz seien, weil sie selten politische oder private Interessen inhaltlich direkt berührten, weitestgehend fälschungssicher, sollte darauf nicht immer vertrauen. Doch steckte im Fall der klassischen Kunstmusik hinter einem Plagiat öfter sogar eine gute Absicht, wie das Magazin Ceryx in seiner Juliausgabe 2005 berichtet: Haydn riet Beethoven, Kompositionen in seinem Namen zu edieren,…

  • Hercules: Mythos und Melos

    Zur Darstellung mythologischer Inhalte muss ein Regisseur nicht zwingend ein großes Farbspektakel inszenieren, doch kommt es, wie das Erfurter Theater heute Nachmittag zeigte, auch auf die Hell-Dunkel-Kontraste an, gerade wenn der Stoff ins Abgründig- Tragische kippt. Dies ist bei GF Händels Oratorium Hercules – uraufgeführt in London 1745 – nämlich wie bei Dutzenden von Realisationen antikisierender Musikdramen…

  • „The Great American Opera“: eine bloße Idee?

    Was derzeit auf öffentlichen Bühnen jenseits des Atlantiks zu erleben ist, nämlich der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur, ähnelt häufig genug einem Polit-Theater oder einer theatralischen Inszenierung des Politischen. Demgegenüber erscheinen die Resultate aus den Bemühungen um eine „wahrhaft“ amerikanische Oper seit 1900 eher harmlos. Worum es ging, war eine lange ins 20. Jahrhundert hinaus verschobene…

  • Shakespeares Sonne und Midoris Melos

    Mit Fingerspitzengefühl und Geschick setzt das Theater Erfurt auch für die kommende Saison 2016/2017 nicht wie manch anderes Haus auf Motti oder eine breitere Spartendiversifizierung, sondern auf Abwechslung und Publikumsmagneten. Lediglich das Thema „Liebe“ schwebt nun verbindend über dem Gesamtprogramm: Das Shakespeare-Jahr geht mit vier Versionen von Romeo und Julia in die Verlängerung. Los geht es am 15. Oktober…

  • Politik der Musik – Musik der Politik

    Angesichts der Überflutung durch Tagesnachrichten aus allen Kanälen scheint die Thematisierung des Verhältnisses von Politik und Musik aktuell eher an den Rand gedrängt, auch wenn in den vergangenen fünf Jahren dazu bedeutende Studien wie Musik – Macht – Staat von Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos auf den Markt kamen. Bei der Frage, wie sich Politik in Musik…

  • Wie ein Rundtanz zum Suitensatz wurde

    Prominenteste Beispiele finden sich in Henry Purcells Orchesterkompositionen: Seit dem 15. Jahrhundert, aber in anderer Form sicher vorher schon gepflegt, taucht ein gleichermaßen in Wales wie in Schottland gebräuchlicher Tanz durch Erwähnungen aus dem Dunkel der Musikgeschichte auf. Die Hornpipe wurde seit den Anfängen ihrer Aufzeichnung in ungeradem Takt notiert, etwa ab 1760 begegnet sie auch in geraden Taktarten.

  • Interpretamente einer umstrittenen Legende

    Was verbindet Henry Purcell eigentlich mit Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse? Im Falle der beiden ersteren nicht nur der gleiche Wirkungsort London, im Falle der beiden letzteren nicht alleine die Konkurrenz um das „europäische“ Prädikat des erfolgreichsten Opernkomponisten der Zeit. Alle drei schufen bedeutende Werke im Zusammenhang mit der Rezeption des weder in der…

  • In etwas schnellerer Gangart

    Steht das ländlich-rustikale Lied, das der spanische Dichter Torres Naharro „Chacota“ nannte, wirklich im Zusammenhang mit der nur wenige Dezennien späteren Erwähnung der Chaconne als Instrumentalstück? Hier sind Zweifel angebracht, denn eine diesem vorhergehende Liedform ist sonst nirgends bezeugt. Jedenfalls taucht der im 16. Jahrhundert entwickelte Tanz seit 1560 in Verbindung mit der Sarabande auf,…

  • Wettstreit mit Engelszungen

    In Konkurrenz mit den skandinavischen Luren und der Leier steht eigentlich nur noch die Harfe – wenn es um die Langzeitexistenz von Musikinstrumenten geht. Letztere ist schon um etwa 3000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien bezeugt und liegt in zahlreichen Varianten vor. Die verzweigte Entwicklung in der Neuzeit hat mit ihrer Perfektionierung und Anpassung an…