Schlagwort: Guy Montavon
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Auf dem Prüfstand: Puccinis Version von „Manon Lescaut“
Reduktion auf das scheinbar Wesentliche: Das Stichwort geistert seit mehr als 15 Jahren durch den Blätterwald des öffentlichen Diskurses. Auch der italienische Verismo, prominent vertreten durch Verdi und Puccini, tendierte in besonderem Maße dazu, Stoffe der Weltliteratur stark auf eine bestimmte Lesart zu verkürzen, wenn auch nicht ihrem Sinngehalt zu entfremden.
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Rummel im Refugium
Die Orte für den Rückzug aus hektischen Großstadtszenarien sind heute in einem breiteren geographischen Rahmen situiert, doch zu Ende der 1920er Jahre taten es auch die österreichischen Alpen als exotisches Remedium für die Seele, vorzugsweise St. Wolfgang mit dem See, notfalls ebenso der Müggelsee vor der Haustür, vom Zentrum Berlins vergleichsweise nur einen Katzensprung entfernt. Zwischen den nördlichen…
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Reaktionen auf Medea: Sympathie oder Abscheu?
Der leibhaftige Kreon, nicht der mythische Bruder der Jokaste und Gegenspieler Antigones, ist König – nicht unbedingt „Tyrann“ – von Korinth und gibt sich in Euripides‘ Verschränkung beider vorherrschender Mythenkreise bzw. in der Vorlage des Librettos von François-Benoît Hoffman großzügig: Er gewährt Jason und Medea nach ihrer Flucht mit dem Goldenen Vlies aus Kolchis freundlich Asyl. Allerdings ist er…
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Wien und der ferne Osten
Mit Ironie fein gespickte Sprechszenen und in seligem Dur ausschwingende Ball(ett)nummern kontrastieren im Land des Lächelns mit gefühlsinnigen Duetten wie Soloarien eher tragischen Zuschnitts. Insofern handelt es sich in Wirklichkeit um eine Mischform des Musiktheaters, nicht etwa um die in allen Programmen so ausgewiesene typische Wiener Operette. Dem hohen Anspruch des Librettos und damit auch der Partitur wurde Guy Montavons…
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Geisterglaube und romantische Sehnsucht
An diesem Donnerstagabend starteten zum 22. Mal die Erfurter Domstufen-Festspiele mit einer ungewöhnlichen Neuinszenierung von Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz in der Rezitativfassung, die auf einer Rückübersetzung aus dem Französischen beruht. Wie das? Die von Thomas Sauvage und dem Komponisten François-Henri-Joseph Blaze deutlich veränderte Version ging bereits drei Jahre nach der für Weber triumphalen…
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Französische Eleganz neben preussischer Pickelhaube
Zeit seines Komponistendaseins widmete sich einer der begabten Schüler des exzentrischen Autodidakten Hector Berlioz eher außergewöhnlichen oder wenigstens exoterischen Themen – bedingt durch eine mehrjährige Behördentätigkeit als junger Mann in Algerien: 1850 brachte der spätere Kritiker des Courrier de Paris Ernest Reyer (1823 – 1909) die orientalische Symphonie Le Sélam für Soli, Chor und Orchester aufs Podium,…
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Melancholie, die der Krieg hinterlässt
Am Samstagabend war es so weit: Auf Initiative von Regisseur Marc Adam – im letzten Jahr unter anderem bereits mit der Turandot-Inszenierung auf den Domstufen erfolgreich – konnte die deutschsprachige Version von François Fayts zweiter Oper Le Sang noir – Das schwarze Blut zum Anlass der Uraufführung verwendet werden. Hochkarätige Gäste des französischen Musik- und Kulturlebens waren…