Schlagwort: Daniela Gerstenmeyer
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Kammergesänge mit Dramatik und Witz
Wenn es um die Vorarbeiten zu einer neuen Operninszenierung geht, stehen allzu selten die emsigen Arbeiten hinter den Kulissen im Vordergrund. Ihnen ist es jedoch zu verdanken, dass eine ebenso tiefengestaffelte wie latent symbolträchtige Bühnenillusion erzeugt wird. Dazu bedarf es in der Regel einer eigenen Crew, die dem Sängerpersonal an Zahl nicht nachsteht. Für die…
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Was auch immer möglich ist: Grenzüberschreitungen im Elfenreich
Wald und Stadt, Licht und Schatten, Schwarz und Weiss, Fantasie und Verstand, Gleichheit und Standesprivilegien: Polaritäten sind von Menschen erdacht und behauptet, doch besteht allzeit die Möglichkeit der Mischung und Einebnung des Ungleichen: In Shakespeares Schauspiel A Midsummer Night’s Dream erlaubt der Traum die Aufhebung der Gegensätze, insbesondere zur Konvention gewordener Hierarchien: Die drei zentralen Frauenbilder…
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42,2 km Mozart
Ganz im Zeichen Mozarts standen der Donnerstag- und der Freitagabend der zurückliegenden Woche am Theater Erfurt. Da es sich erklärtermaßen um einen Langstreckenlauf handelte, reichte das Großevent bis in die tiefere Nacht hinein. Im Mittelpunkt stand nicht unbedingt das Wunderkind mit melodieseligen Evergreens, sondern eine facettenreiche Persönlichkeit, die, wie die Komposition des Musikalischen Spaßes als…
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Im Aufwind: Ballon Familienoper
Mit einer gewissen Verzögerung kann der Aufwärtstrend zum Musiktheater für Jüngere auch an deutschen Bühnen registriert werden. Ihm folgte etwa die gestrige Premiere von Pierangelo Valtinonis The Wizard of Oz (2016) nach der märchenhaften Erzählung des Amerikaners Lyman Frank Baum am Theater Erfurt, wiederholt zur familienfreundlichen Samstagsnachmittagszeit am 9. Februar 2019. Das von William Wallace Denslow originell…
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Matinee für La Calisto
„Ein kleines Welttheater mit 8 Figuren ohne Chor und großes Orchester“ – so nennt Samuel Bächli seine Bearbeitung der großen venezianischen Barockoper La Calisto von Fancesco Cavalli. Im Mittelpunkt stehen die Liebeskapriolen des Gottes Jupiter aus der antiken Literatur, die Bächli in seiner Inszenierung ernst, aber zugleich unterhaltsam auf die Studiobühne bringt.
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Premiere mit Samttönen
Schnapszahl für eine von Satire, lyrischen Stimmungen und Ballett getragenen Musikkomödie: Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es kein Zufall, dass 2017 die neue Inszenierung der Lustigen Witwe am Theater Erfurt (fast exakt) 111 Jahre nach ihrer Premiere in der Stadt 1906 und damit ein Jahr nach der Wiener Uraufführung wiederum hier platziert wurde. Und zwar als großer…
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Verführungskunst als Treuebeweis?
Dass Richard Wagner, sonst auch bekannt für antisemitische Ausfälle, gegen Mozarts Così fan tutte wetterte, macht diese oft mit dem Verdikt des Albernen belegte Oper als eine seiner letzten erst richtig sympathisch: Einmal, weil sie der realen Menschenwelt den Spiegel vorhält, zweitens, weil sie von fortgeschrittenem melodischem Einfallsreichtum ist, der die klassische Maßschneiderei auch einmal vergessen lässt.…
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Was bedeutet die digitale Revolution?
Da „alles fließt“, auch die Zeit, kann man zur These, nach der die fädenziehenden Akteure der digitalen Gesellschaft ihre Errungenschaften und Durchsetzungen zugespitzt als mediale Revolution feiern, verschiedene Meinungen haben; nicht zuletzt war diese ohne Johannes Gutenbergs Vorleistung auch nicht denkbar. Der Mensch wird sich in seiner Natur ohnehin der bloßen Messbarkeit und Definition durch Nullen und Einsen,…