Zwei witzige Kurzopern nach Komödien Aleksander Fredros

Der aus Minsk stammende Komponist Stamislaw Moniuszko war der erste in Polen, der das Versprechen einlöste, eine vollgültige nationale Oper auf die Beine zu stellen, die auch von unverwechselbarer musikalischer Idiomatik geprägt war: Halka erfuhr in ihrer konzertanter Version in zwei Akten ihre Uraufführung am Neujahrstag 1848. Moniuszkos Stil ist deutlich von Aubers Muette und Webers Freischütz beeinflusst und im gesamteuropäischen Zusammenhang von der im 18. Jahrhundert initiierten Idee, im Sinne der Aufklärung ebenso wie der aufkeimenden romantischen Bewegung Volkslieder zu sammeln, was bei ihm wie anderen zu häufigen Verwendung polnische Lied- und Tanzzitate sowie deren Verarbeitung führte.

Das Haus des Opernkomponisten Stanislaw Moniuszko in Krakow (Zureks)
Das Haus des Opernkomponisten Stanislaw Moniuszko in Krakow (Zureks)

Davon legen auch Moniuszkos kleinere Bühnenwerke Zeugnis ab. Unter dem Einfluss des um 1830 sehr populär gewordenen Vaudeville griff er zwei von dem hochproduktiven Komödiendichter Aleksander Fredro (1793 – 1876) geschaffene Bühnenwerke auf und gestaltete sie in kleine heitere Opern um, die dem Genre der Operette, damals so verbreitet wie heute die Popmusik, nahekamen. 1825 war Fredro von einer Italienreise zurückgekehrt, die ihn zu dem Lustspiel Nocleg w Apeninach (Das Nachtlager in den Apenninen) inspirierte, möglicherweise dazu angeregt von einem italienischen Motiv. Dem Thema entsprechend ist die Komödie auch nur auf einen Akt angelegt.

Sie spielt in einem Berggasthof in den Apenninen irgendwo zwischen Bologna und Florenz. Fabricio, ein junger Mann, reist mit seinem Onkel und dessen Mündel Rosina an, der in das Mädchen verliebte Antonio, Sohn des Gastwirts Anselm, bei dem die Reisenden eintreffen werden, folgt ihnen aus sicherer Distanz. Da Fabricio seinem Oheim versprochen hat, ihm die Hälfte von Rosinas Aussteuer zu überlassen, sollte er es schaffen, ihn mit der Angebeteten zu verheiraten, setzt dieser alles daran, ebendas zu arrangieren. Doch die wahre Liebe gewinnt und nach der missglückten Entführung Rosinas durch Fabricio finden sie und Antonio zueinander. Witzig im Sinne der komischen Oper war hier Moniuszkos Lösung, von Anfang an die Komposition in stakkatierter Rhythmisierung anzulegen. Die Präsentation der Typen lehnt sich an Fredros Bevorzugung Molieres an, wobei die Figuren von Moniuszko plakativ und durch folkloristische Elemente ergänzt charakterisiert werden: Neben der sorglosen, aber grossherzigen jungen Frau tritt, in passenden musikalischen Habitus gekleidet, der Kaufmann auf, der zugleich seine diebische Natur zu erkennen gibt. Dramatik fehlt in der Bühnengestaltung auch nicht, denn während der Übernachtung im Berggasthaus erdröhnt Gewitterdonner. Übrigens entstand Moniuszkos Version für das Musiktheater in Berlin von 1837 bis 1839, nachdem dieser die Ausschreibung hierfür unter vier weiteren Konkurrenten für sich hatte entscheiden können.

Von Cervantes liess sich Aleksander Fredro leiten, als er das dreiaktige Bühnenstück Nowy Don Kiszot czyli sto Szalensto (Der neue Don Quichote oder hundert Torheiten mehr, 1822) beendete. 1815 hatte er den Stoff bereits unter dem Titel Die schnelle Intrige  oder es gibt nichts Schlechtes ohne Gutes entworfen. Die Handlung sei kurz skizziert: Karol, der eingebildete Sohn eines Kastellans, setzt sich wie sein erlesenes und vermeintliches Vorbild in den Kopf, Vater und Geliebte zu verlassen und sich in Windmühlenkämpfe und andere Abenteuer zu stürzen, mit ähnlichem Ergebnis wie für Cervantes‘ populären Helden. Bemerkenswert ist, dass Moniuszko in seiner Kurzopernversion 1841 hier einmal archaisierend Anleihen bei älterer Musik nahm, um Cervantes‘ Zeitalter heraufzubeschwören, sich in den Arien aber auf dem Niveau des romantischen Kunstlieds erprobte. Ausschnitte aus aktuellen Aufführungen der komischen Oper sind auf youtube einzusehen… (Übersetzungen: Agnieska Mederer)

 

 

 

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