Auch die zweite Vorstellung in der Luitpoldhalle war ausverkauft: Nach der fulminanten Abendpremiere am Freitag, den 9. Mai, luden die Freysing Larks zum zweiten Mal unmittelbar danach, am Samstag, den 10. Mai, zu dem programmatisch immens breitgefächerten Gospelkonzert ein, das auch stilistische Nebenschauplätze von Pop, Soul und Weltmusik eröffnete. Zu Beginn und im Zentrum stand allerdings der Rekurs auf echte, folkloristisch basierte Spirituals verschiedener afrikanischer Länder, teils von bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts zum Konzertsatz ausgearbeitet.

Ansprechend im Vergleich zu anderen Gospelkonzerten wie sie häufig in größeren städtischen Kirchen zelebriert werden, war der Umstand, dass es dank der Sprecherin Tanja Maria Froidl eine eindringliche Moderatorin gab, die die historischen und sozialgeschichtlichen Hintergründe insbesondere der älteren Spirituals aufhellte und vielleicht manche Vorurteile im Umgang mit der Geschichte der in kolonialistischer Absicht verschleppten und ausgebeuteten Sklaven ausräumen half. Die ausführlichen Erläuterungen unterbrachen die dynamisch fein abgestuften, teils sehr lebendigen einzelnen großen Chorszenen, in denen nicht nur traditionaler Kirchengospel zu Gehör kam; auch an einer Portion gepfefferten Humors und Ironie fehlte es hier nicht.


Solistische Partien traten zu den Chorpartien, gesungen von fünfundvierzig überwiegend weiblichen Stimmen, hinzu: Sie wurden von Laura Fernandez‘ kräftiger Soulstimme getragen, die damit großen Beifall erntete; auch die zwischenzeitlich auftretenden Sänger Sebastian Kreuzer und Georg Schmid, der während eines deutschen Gospelsongs in Rap- und Gstanzlmanier Phrasen in bayerischem Dialekt einwarf, sorgten für die Begeisterung der Zuhörer.
Denn schließlich stimmte das Bühnenbild mit der Sonnenkulisse Afrikas im wechselnden Beleuchtungs- und Farbenspiel das Publikum ins buntgemischte, von verschiedenen Akteuren arrangierte Gospel-Repertoire ein. Es begann mit originalen Spirituals, wurde fortgesetzt durch aktuelle Beispiele wie Indodana der südafrikanischen isiXhosa, ergänzt von deutschsprachigem Liedgut, angereichert durch Popreferenzen, etwa Stand By Me, außerdem John Lennons und Paul McCartneys beziehungsweise Michael Jacksons bekannte Songs, und abgerundet durch einen Ausflug zum Film, in dem populäre Melodien wie Spirit, Stand Up, I will follow him und Shout unter ebenso großem Einsatz der Schlagzeuger Manuela Klausz und Andreas Hermann, dem E-Bass Emanuel Schreyers und dem Klavierspiel Thomas Noichls erklangen. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass das immer wieder auch improvisierende Instrumentalensemble die Pause füllte und unterhaltsame Intermezzi zwischen den fünf großen Blöcken des Abends einschob.
Die Regie des Abends mit den Freysing Larks oblag der Choreographin Melanie Schlüter, die für viel tänzerische Abwechslung sorgte, als Dirigentin agierte mit unvergleichlich energischem Einsatz Adela Casañas.