Valentinis streitbarer Geist, Locatellis Virtuosentum

Pietro Antonio Locatelli (1695 – 1764) verbrachte die letzten Jahrzehnte seines Lebens, vor allem als Komponist schöpferisch, in Amsterdam (zw. 1729 und 1750, Rijksmuseum, Mezzotint Gravierung Cornelis Troost, CC-Liz. )
Valentinis ‚Concerti grossi‘ op. 7 wurden 2015 vom Ensemble 415 mit seiner Leiterin Chiara Banchini präsentiert (ASIN: B011MICFNI).

Pietro Antonio Locatelli, seinerseits in Italien, Deutschland und den Niederlanden angesiedelter Kirchenmusiker, Geigenvirtuose und Unterstützer des Adels, wurde vermutlich außer vom Kapellmeister Francesco Ballarotti zu Bergamo vor 1714 von Antonio Montanari (1676 – 1737) und Giuseppe Valentini (1681 – 1753) in Rom unterrichtet. Allerdings entwickelte er seine Technik, die ihm das Spiel schwierigster Passagen ermöglichte, so selbstständig und unverwechselbar, dass ihm keine unmittelbare stilistische Beeinflussung durch diese Hochschullehrer nachgewiesen werden dürfte.

Montanari, der aus Modena stammte, galt als Vorbild im Violinspiel seiner Epoche und vermochte es wie kein anderer, dieses trotz aller Individualität in der Stimmführung mit polyphoner kontrapunktischer Stimmführung in den Orchesterstimmen seiner Violinkonzerte zu verbinden. Valentini widmete ihm zweimal eine eigene Sonate mit dem Titel La Montanari.

Antonio Montanari, wie ihn sein Zeitgenosse Ugo da Carpi sah (Collection Museo Civico, Salico, 16.1.2016, CC-Liz.)
Giuseppe Valentini (Stich von Niccolò Billy, geb. 1734, SKD-Museum, IT p.d.)

Hingegen galt in Rom Arcangelo Corelli, der 1713 starb, als erbitterter Konkurrent von Locatellis mutmaßlichem akademischem Lehrer Giuseppe Valentini; beider Violinstil muss gänzlich verschieden gewesen sein. Jedenfalls lässt sich über Valentinis Werk sagen, dass dieser versuchte, Solokonzerte mit Orchester für verschiedene Instrumente zu forcieren und dass die Kirchenmusik keineswegs dominierte. Es finden sich in seinem Katalog sowohl Triosonaten und Fantasien für ein Tasteninstrument als auch Concerti grossi und Oboenkonzerte sowie ganze 7 Doppelkonzerte für Violine und Jagdhorn, eine Kuriosität in diesem Genre, selbst gemessen an Arrangements und Originalkompositionen der Zeit.

Auf der Basis des Unterrichts bei so vollkommen unterschiedlichen Lehrern konnte Locatelli schließlich bald seinen persönlichen und unverwechselbaren Stil als Violinspieler ebenso wie als Komponist behaupten. Ob sich später Niccolò Paganini bei ihm bedient hat? Dessen Capriccio 1 ist jedenfalls Locatellis Capriccio 7 auffällig ähnlich … Mit dem Urheberrecht musste man es zur Entstehungszeit in der empfindsamen Periode noch nicht so genau nehmen!

(4. 4. 2008, GNU Free doc. lic., User: Dr._91.41)


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