Klingende Schauspiele und Orte: Symphonic Poems

Edward McDowell war mit der dramatisch durchdachten Tondichtung Hamlet and Ophelia (1885) sicher einer der Pioniere für regelrechte symphonische Programmmusik aus den Vereinigten Staaten. Ihm folgte 1917 Howard Hansons Symphonic Legend, und dem „symphonischen Gedicht“ Before the Dawn (1920).

Louise Montgrains Schnappschuss vom Broadway in der Nacht; Grofé komponierte eine gleichlautende Tondichtung (On Broadway, 27.3.2009, CC-Liz.)

Im Fall von Ferde Grofé scheint es, als wäre es überhaupt seine Leitgattung gewesen, der er mit großer Fantasie und Gefühl für das „in der Luft liegende“ Thema nahezu sein ganzes Berufsleben zuarbeitete; am Anfang stand 1924 seine Orchesterkomposition Broadway at Night (1924), die durchaus ein Stimmungsbild des Ortes abgeben sollte.

Schließlich kann als prominentester Schöpfer des „symphonic poem“ Broadwaymeister George Gershwin persönlich gelten, spätestens mit seinem jazzaffinen An American in Paris (1928), dann mit Cuban Overture (1932), die er ursprünglich nach seinem prominenten Tanz Rumba genannt hatte.

Gershwin liebte das Glamouröse am Broadway, dessen Herausforderungen angesichts heftiger Konkurrenz unter Veranstaltern und Arrangeuren selbst nach heutigen Vorstellungen immens waren (1937, Library of Congress, US p.d.).

Stilistisch unterscheiden sich die vier kreativen Musiker aus drei Generationen allerdings deutlich: Die Palette reicht vom Kenner des hohen Schauspiels, insbesondere Shakespeares, nämlich Edward MacDowell, über den auf Naturszenarien fixierten Symphoniker Howard Hanson bis zum Spezialisten spätromantisch inszenierter Flussporträts, Ferde Grofé, hin zum Musical- und Jazzkomponisten Gershwin.

Literatur u.a.

John Michael Graziano: MacDowell, Liszt and the Symphonic Poem. In: Nineteenth-century programme music. 2018. S. 309 – 320.

Joanne Cormack: Revising „Hamlet“ – the symphonic poem in the theatre. In: Studia musicologica, Bd. 54. 2013. 1, S. 35 – 48.


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