Mit Sicherheit ist er der bekannteste und wohl auch bedeutendste Komponist maltesischer Herkunft im 18. Jahrhundert …

1715 in der schon damals aufblühenden Kulturhafenstadt Valetta geboren kam Girolama Abos, Sohn eines französischen Vaters und einer italienischsprachigen Mutter im frühen Alter von zehn Jahren nach Neapel, um sich dort an einem der Kirche angehörigen Konservatorium ausbilden zu lassen, unter anderem bei dem noch heute namhaften Francesco Durante. Im Unterschied zu diesem widmete er sich in der Folge aber überwiegend weltlicher Musik.

Mit seiner neapolitanischen Opera buffa Le due zingare simili trat er als 27jähriger erstmals vor ein größeres Publikum; dem Genre der komödienbasierten, heiteren Oper blieb Abos bis zur Mitte der 1740er Jahre treu, bevor er sich dramatischeren mythologischen Stoffen zuwandte, die sich weiterhin besonderer Popularität erfreuten. Nach der Buffa La moglie celosa (1745) sicherte er sich in hochproduktiver Schaffensphase weitere Erfolge mit dem in Florenz uraufgeführten Adriano in Siria (1746), mit Artaserse anlässlich des venezianischen Karnevals, in Roms Teatro Argentina mit Pelopida, mit Lucio Vero an Neapels Theater San Carlo, später in Turin 1753 mit einer Oper auf der Basis eines Librettos von Carlo Innocenzo Frugoni.

Im Jahr 1756 erhielt Abos in London eine Stellung als Cembalist am italienischen Theater, gab aber 1759 seine Tätigkeit als Dozent auf und suchte sein Auskommen wieder in Neapel, wo er nicht nur dem Opernbetrieb, sondern auch den liturgischen Gattungen zuarbeitete und neben etlichen Messen ein Stabat mater schrieb, das bis heute zum italienischen Kernrepertoire der Vorklassik zählt. Abos Arien und Duette mit wechselnder kammermusikalischer Instrumentation entsprechen dem zeitgenössischen Geschmack an Liebesliedern.