Seine Klarinettenkonzerte hätten neben Vater und Sohn Baermann vielleicht sogar Carl Maria von Weber erblassen lassen: Nicht nur in kontrapunktischer Hinsicht, ebenso in puncto Spielvirtuosität und Melodienreichtum konnten die Werke des Finnen Bernhard Henrik Crusell (1775 – 1838) den Zeitgenossen und Erben der Wiener Klassik vollkommen die Stirn bieten.

Keine Seltenheit für die Zeit um 1820 war es allerdings, dass ein Musiker aus dem kulturell und politisch mehr oder weniger okkupierten östlichen Nachbarland „gegenüber“ in Stockholm ansässig wurde. Als Mitglied der Königlichen Hofkapelle war der Klarinettist Crusell von 1793 bis 1834, also beinahe genau 40(!) Jahre lang tätig.

Neben den überaus vielseitigen Werken für Klarinette komponierte der fleißige Musiker etliche Stücke Kammermusik mit Bläsern, schrieb die Oper Den lilla slafvinnan („Die kleine Sklavin“) und vertonte zwölf Lieder aus der bedeutenden Frithjofs saga des schwedischen Schriftstellers und protestantischen Bischofs Esaias Tegnér. Zudem schuf Crusell eine Sinfonia concertante, drei Waldhornquartette, Flötenquartett, Fagottkonzert und komponierte in der Tradition der Suite Introduction et Air suédois für Orchester. Große Popularität genießen heute (wieder) seine drei Klarinettenkonzerte, nicht zuletzt dank der Einspielung von Gérard Korsten mit dem Uppsala Symphony Orchestra und dem Solisten Per Billman (Naxos, ASIN: B001RSJA64).
Literatur u.a.
Agrell, Donna Christine: Repertoire for a Swedish bassoon virtuoso: approaching early nineteenth-century works composed for Frans Preumayr with an original Grenser & Wiesner bassoon. Leiden (University) 2015.
Spicknall, John Payne: The Solo Clarinet Works of Bernhard Henrik Crusell (1775 – 1838). Diss. Univ. of Maryland 1974.