Auch Interpretationsmoden kommen und gehen. Wurde früher die (vermeintliche) „Eigenart“ eines Werks überbetont, frisiert frau/man heute gerne gegen den Strich, bei süffigen sanglichen Melodien wird der Sopran zurückgeschraubt, bei bombastischer Akkordik das Fortissimo minimiert und polyphone Strukturen hörbar gemacht, im Falle ohrenfällig schwerfälliger Diktion das Tempo beschleunigt. Vielleicht sollten öfter einmal die anderen Seiten einer Komposition herausgearbeitet werden, die bislang im konventionellen „Big-Band-Sound“ von Orchestern, lautschallenden Chören und im Flügeldonner unterzugehen drohten … Daraus ergeben sich Tipps für Ausführende:A
Adams (, John): mechanisch wie ein Uhrwerk, unernst
B
Beethoven: unpathetisch, in den Klavierstücken so wenig Pedal wie möglich
C
Chopin: flüssig, ätherisch, metrisch genau
D
Danzi: musikantisch
E
Elgar: elegisch und majestätisch (daher mit Ironie)
F
de Falla: schreitend, spondeisch, portato
G
Ginastera: melodiebetont, gravitätisch

H
Haydn: burlesk, verspielt, ironisch
I
d’Indy: Melodiestimme zurücknehmen
J
Jaëll: enharmonische Wendungen ohne große Betonung, nicht schleppend
K
Kuhlau: klassisch, rhythmusbetont, virtuos
L
Langgaard: flott, unprätentiös, klar

M
Mendelssohn: kontrapunktisch, romantisch, pathosfrei
N
Nyman: langsamer als vorgegeben, leicht
O
Obrecht: getragen, fließend
P
Porpora: tändelnd, unkompliziert
Q
Quantz: mit Denkpausen, großen Bögen
R
Rachmaninoff: pathetisch, vollklingend, Schwerpunkt auf Akkorden
S
Sibelius: verträumt, trotzdem genau
T
Telemann: flott, melodiebetont
U
Uccellini: zusammenhängend, legato
V
Viana da Mota: folkloristisch, klassisch gemessen
W
Wilhelmine von Bayreuth: graziös, strukturbetont

X
Xenakis: analytisch, leicht, ausdrucksbetont
Y
Ysaÿe: lyrisch
Z
Zelenka: luftig, tänzerisch