An Dänemarks Küsten

Wenigstens zwei große Klassik-Festivals stehen beim nördlichen Nachbarn in diesem Sommer an: das Internationale Kammermusikfestival in Esbjerg, in der Kirche von Hjerting und den Gotteshäusern von Fanø, vor allem aber das Kopenhagener Opernfestival mit seinen Freiluftaufführungen. Von letzteren werden etliche – dank des regulär stabilen trockenen Sommerwetters – auch tatsächlich stattfinden werden.

Zur Sommerzeit am Hafen von Esbjerg, wo dieses Jahr - ausgehend vom alten E-Werk, ein wichtiges Internationales Kammermusikfestival stattfindet (Beneaththeroses, 29.7.2008, CC-Liz.)
Zur Sommerzeit am Hafen von Esbjerg, wo dieses Jahr – ausgehend vom alten E-Werk, ein wichtiges Internationales Kammermusikfestival stattfindet (Beneaththeroses, 29.7.2008, CC-Liz.)

Leoncavallos Minioper Pagliacci war in Dänemark bislang überwiegend unter dem Titel Bajadser ein Begriff. Die Oper Kopenhagen greift sie im kommenden Monat wieder auf, aber in einer gänzlich neuen Version, als „pop op-opera“. Das bedeutet: Es wird sehr bunt und nicht nur wegen der Gaukler- und Komödiantentruppe, die das Libretto vorsieht. Die Intrigen werden in Clownskostümen geschmiedet, ein Pianist steht als Dirigent auf der Bühne, die Gesangspartien werden von vier hochtalentierten Nachwuchssängern übernommen, zwei Artisten führen ihre akrobatischen Künste vor. Zu hören und zu sehen zwischen dem 30. Juli und 6. August zu unterschiedlichen Nachmittagszeiten an verschiedenen Stellen in Kopenhagens City, unter anderem am Sundbyvester Plads (31.8., 17 Uhr) und im Tivoli Park (5.8., 13 und 18 Uhr). Die Überraschung kommt zum Schluss: Alle diese Freiluftaufführungen haben kostenlosen Zutritt!

Enrique Granados in Campiña auf einer Fotografie von Antoní Esplugas zwischen 1890 und 1900. (Generalitat de Catalunya, p.d.)
Enrique Granados in Campiña auf einer Fotografie von Antoní Esplugas zwischen 1890 und 1900. (Generalitat de Catalunya, p.d.)

Eine hochproblematische Familiengeschichte erzählt Louise Alenius in ihrer aktuellen Kammeroper Silent Zone, für die in der instrumentalen Besetzung lediglich Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass und Klavier vorgesehen sind. Die Premiere des brandaktuellen Musikdramas wird am 30. Juli um 18 Uhr mitzuerleben sein; wer hierfür keine Karten mehr bekommt, sei auf die Termine am 1., 2., 7., 8. und 9. August verwiesen, jeweils um 18 und um 21 Uhr. Der Ort für das eher nachdenklich stimmende Event ist dabei wenig konventionell, nämlich understationen, das ehemalige Trafowerk im Stadtteil Østerbro, dem alten Hafengebiet Kopenhagens. Am 22. und 23. August entführt die Zuhörer das Latin-Twist-Duo Fischer & Singer zusammen mit dem Kastilischen Streichquartett in nicht nur flamencohalber farbenfrohe spanische Sphären des vergangenen Jahrhunderts bis zur Schwelle des 21. Auf dem Programm stehen Enrique Granados‘ Valses poeticas für Cello und Gitarre neben de Fallas El Amor brujo und zwei Werken des unbestrittenen Tangokönigs Astor Piazzolla, nämlich seiner buntgemischten Historie du Tango und dem Doppelkonzert für Gitarre, Violoncello und Streichquartett. Jeweils um 19.30 Uhr bittet am 22. August die Kirche von Fanø seine Gäste um Eintritt, am 23. das Esbjerger zum berauschenden Konzerthaus umgebaute E-Werk, in dem das Süddänische Konservatorium beheimatet ist.

Das Kammermusikfestival von Esbjerg verlegt seine Konzerte weit vor die Tore der Stadt, nämlcih auf die Insel Fano (westlich von Jütland, Fanoe0410-11w, User: Saxo, p.d.).
Das Kammermusikfestival von Esbjerg verlegt seine Konzerte weit vor die Tore der Stadt, nämlcih auf die Insel Fanø (westlich von Jütland, Fanoe0410-11w, User: Saxo, p.d.).

Gespannt darf man auch sein auf je ein romantisches Quartett, Quintett und Sextett aus den Federn von Niels Wilhelm Gade und Antonín Dvořák in der Sønderho Kirke auf Fanø. Am Bratschenpult sitzen Michel Camille und Steven Dann, Sini Simonen und Lars Bjørnkjaer bestreiten den Violinpart, Toke Møldrup und Ursula Smith sind die Cellisten des Konzertabends, der am 31. August um 19.30 Uhr beginnt.

 

Berichtigung zum Beitrag „Für Melodiesacanner“ vom 29.6.2017: Genesis Suite wurde nicht vom London Philharmonic Orchestra, sondern vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin eingespielt.

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