Das Barometer für ein reges Musikleben zeigt im Oktober steil nach oben. Nicht nur am Theater Erfurt selbst wird das 3. Symphoniekonzert am kommenden Donnerstag und Freitag jeweils um 19.30 Uhr mit Spannung erwartet. Auf dem Programm steht das Violinkonzert von Jean Sibelius in d-Moll, der Serbe Marko Nikodijevic präsentiert sein fulminantes GHB / Tanzaggregat für Orchester und nach der Pause darf man sich mit Ottorino Respighis traditionelleren Harmonien wieder zurückfallen lassen: Bei kaum einem Komponisten der Romantik ist das Neo-Vorzeichen – unter besonderer Berücksichtigung barocker und frühklassischer Vorbilder – ausgeprägter als bei dem in Bologna ausgebildeten Violinisten und Bratschisten, der später in Rom lebte. Da die Auswahl aus seinem reichhaltigen Schaffen im Konzertbetrieb sehr einseitig ausfällt, werden allerdings die Anleihen beim französischen Impressionismus und seine Neigung zur Bitonalität gerne übersehen. In Erfurt erklingen seine Fontane di Roma und der Satz San Michele Arcangelo aus der seltener gehörten symphonischen Dichtung Vetrate di chiesa („Kirchenfenster“).

Prosper Mérimée bereicherte 1845 die französische Novellistik mit einer Erzählung über Außenseiter der Gesellschaft und das Militär, die ihren Einstand auf dem Musiktheater 1875 in Paris feierte: George Bizets Carmen wird mit Aurore Ugolin in der Hauptrolle am 25. Oktober um 18 Uhr nach der erfolgreichen Erfurter Premiere 2012 wieder zu erleben sein, in diesem Herbst außerdem noch am 15. und 21. November. Dirigiert wird das Opernorchester von Samuel Bächli.
Die Warnow- und Ostseestadt Rostock, einwohnerstärkste Regiopole Mecklenburg-Vorpommerns, schlägt auch andere Töne an: Im erst 1991 begründeten neuen Theaterhaus Compagnie de Comédie können sich die Zuhörer am Samstag, den 10. Oktober um 20 Uhr bei der Backpflaumenballade von Christoph Gottschalch dank Koko Diran am Klavier mit zahlreichen Chansons und Schlagern aller Zeiten amüsieren. Eine Tagesmeldung: Wer heute abend um 20 Uhr noch ein „Zeitfenster“ offen hat, sollte sich an der hansestädtischen Hochschule für Musik und Theater das Klavierduo Ayaka und Yuka Yamamoto im Kammermusiksaal anhören.

Um am Meer zu bleiben: Morgen abend um 19.30 Uhr lädt Regisseur Marco Štorman zu seiner neu(artig)en Inszenierung von Benjamin Brittens Oper Peter Grimes, die ihre Uraufführung im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs erlebte, in das Theater Bremen ein. GMD Markus Poschner agiert am Pult, die ihrer erforderlichen gesanglichen Leistung nach besonders anspruchsvolle Titelrolle hat Gasttenor Will Hartmann übernommen. Im Oktober wie November stehen zahlreiche Wiederholungen an, etwa am 27. Oktober und 18. November.

Im Großen Saal der „Glocke“ an der Domsheide, dem Bremer Konzerthaus par excellence, hat sich für den 15. Oktober mit Start um 20 Uhr der weltbekannte russisch-deutsche Pianist und mehrfache Preisträger Igor Levit mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur einquartiert. Er wird dabei von dem gleichermaßen namhaften Orchesterleiter und Kenner der historischen Aufführungspraxis, Sir Roger Norrington, sowie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sekundiert. Den äußeren Rahmen bilden zwei Orchesterwerke Franz Schuberts. Am Sonntag, den 18. Oktober schwingt am gleichen Ort der junge Dirigent Nicolas Hrudnik – mit einem deutlich mehr Konzentration des Publikums erfordernden avantgardistischen Programm – sowohl um 15.30 Uhr als auch 19.30 Uhr den Taktstock anlässlich eines Orchesterkonzerts der Reihe musica viva.
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