In Konkurrenz mit den skandinavischen Luren und der Leier steht eigentlich nur noch die Harfe – wenn es um die Langzeitexistenz von Musikinstrumenten geht. Letztere ist schon um etwa 3000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien bezeugt und liegt in zahlreichen Varianten vor. Die verzweigte Entwicklung in der Neuzeit hat mit ihrer Perfektionierung und Anpassung an das abendländische Tonsystem seit Leonin und Perotin zu tun. Im 18. Jahrhundert setzte sich bei zum Zweck der Einstellung der Tonarten die Einpedalharfe durch; während des Spielens konnten so die Saiten verkürzt werden, um dem Spieler auch die Ausführung von Modulationen zu erleichtern. Erst seit 1811 konnte die Harfe, die bis dahin in technischer Hinsicht noch unter „Kinderkrankheiten“ litt, als vollgültiges Soloinstrument – in Gestalt der Doppelpedalharfe – eingesetzt werden und die Zahl der Konzerte für das Instrument mit Orchester stieg sprunghaft an. Der neue Bau ermöglichte nun auch das Glissando über einen verminderten Dominantseptakkord.

Zu den im 18. Jahrhundert gleichfalls konstruierten Hakenharfen zählen der keltische und der böhmische Typus: Die Haken erlauben die Erhöhung der Saiten um jeweils einen Halbton durch Verkürzung. Später wurden solche Haken durch Halbtonklappen ersetzt. Vom Ende der Renaissancezeit bis in das Barockzeitalter erfreuten sich die lateinamerikanischen Instrumente der Arpa Dos Ordenes großer Beliebtheit. Diese spanische Harfe mit gekreuzten Seiten gehört zur Familie der chromatischen Harfen ebenso wie die Arpa doppia aus Italien und die Pleyel-Harfe. Ein Ende der Erfindungen und veränderten Baumuster lässt sich nicht absehen – wie 1999 auf dem Prager Harfenkongress zu erleben. Als besondere Neuerung lässt sich ein Instrument mit gekreuzten Saiten des Solisten Christoph Pampuch bezeichnen, bei dem der Dreiklang durch das Greifen von zwei Saiten auf einer Ebene und einer auf der anderen Ebene gezupft werden kann.

Wegen der schwierigen Handhabung der einfachen europäischen Harfe in der Barockzeit, die den Nutzen der gesamten Tonleiter gar nicht zuließ, entstanden auch verhältnismäßig wenige Werke mit Orchesterbegleitung. Eine Ausnahme ist Händels Konzert für Harfe oder Orgel B-Dur, op. 4. Erst das 19. Jahrhundert brachte allerdings eine strikte Trennung von Harfen- und Musik für Tasteninstrumente hervor. In Folge der Durchsetzung der Einpedalharfe schrieben in der Epoche der Wiener Klassik etwa der tschechische Solist Jean-Baptiste Krumpholtz, sein Landsmann, der Pianist Jan Ladislav Dusík und der italienischstämmige Berliner Harfenist Francesco Petrini etliche Konzerte. Heute tauchen immer wieder die nur vereinzelten Kompositionen von Johann Georg Albrechtsberger, dem Belgier François-Joseph Gossec oder von Georg Christoph Wagenseil in den Programmen auf. Entweder handelte es sich also um Experten des Instruments oder um Tonsetzer, die einer vor allem zwischen 1772 und 1798 grassierenden Modeströmung folgten.

Gerade in der Romantik erhielt die nunmehr deutlich verbesserte Konzertharfe großen Zuspruch durch das Publikum dank ihres gleichermaßen sanften wie sinnenhaften, mit „Engelsgesängen“ verglichenen Klangspektrums. Das heute schon beinahe überstrapazierte Musterstück von François-Adrien Boieldieu in C-Dur aus dem Jahr 1801 sieht sich bald „Mitbewerbern“ wie den Konzertbeispielen des englischen Experten Elias Parish-Alvars gegenüber, der außerdem ein Concertino für 2 Harfen oder Klavier und Harfe und Orchester d-Moll herausgab. Hinzu gesellen sich der walisische Harfenist John Thomas, Carl Reinecke, Louis Spohr, Gabriel Pierné, Camille Saint-Saëns, Charles-Marie Widor und andere Impressionisten.

Der liebliche, amouröse und gleichzeitig dunkel-elegante Ton des Saiteninstruments führte im 20. Jahrhundert zu Einzelbeiträgen einer noch größeren Zahl von Kompositionen mit Orchester, auch wenn der Solist hier gelegentlich klangfarblich ein programmatisches Thema ergänzt. Von den zahlreichen Werken seien hier nur Henk Badings‘ Konzert für Harfe und symphonisches Blasorchester, Arnold Bax‘ Variationen über den Namen Gabriel Fauré für Harfe und Streicher, Hans Werner Henzes Doppelkonzert für Oboe, Harfe und Streicher, der Beitrag von Frank Martin oder Heitor Villa-Lobos und am Ende des Säkulums das Harfenkonzert op. 51 (1998) des in Istanbul geborene Dirigenten Betin Güneş genannt. Die Kette der Orchesterkompositionen mit einem Solisten reisst nicht ab: Zu den neuesten Vertretern gehören C. René Hirschfeld mit seinem Aiolischen Konzert für Harfe und Orchester nach der Jahrtausendwende und der 1971 geborene Österreicher Michael F.P. Huber mit dem Harfenkonzert von 2012.
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