Einen Volltreffer landete der 1967 in Athen geborene Geiger, Dirigent und Paganini-Preisträger Leonidas Kavakos erst kürzlich zusammen mit der Pianistin Yuja Wang, indem er für das Label Decca die Violinsonaten von Johannes Brahms einspielte. Eine von mehreren Violinen, die Kavakos derzeit spielt, kam hier zum Einsatz – sei es die Abergavenny-Stradivari aus dem Jahr 1724 oder eine der modernen von Stephen Peter Grainer, dem Katalanen David Bagué oder Florian Leonhart. Der Brahmsschen Technik des durchbrochenen Satzes entsprechen beide Solisten hier in idealer Weise, da sie die Stimmen in der Exposition der Themen ineinander greifen lassen statt nur – wie öfter gehört – das Klavier zum Begleiter zu degradieren.

Kavakos begann als Fünfjähriger mit dem Geigenspiel, bevor er in die Klasse von Stelios Kafantaris am Griechischen Musikkonservatorium in Athen eintrat. Mit einem Stipendium der Alexander-Onassis-Stiftung konnte er sein Studium an der Indiana University bei Josef Gingold fortsetzen. Aufgrund der exzellenten technischen Beherrschung seines Instruments in Verbindung mit einer besonderen Ausdrucksintensität des Spiels nahm in die Camerata Salzburg schon 2001 als Principal Guest Artist auf, sechs Jahre später dirigierte er das Orchester bereits und blieb bis 2009 dort am Pult. Als Gastdirigent leitete er die Symphonieorchester in London und Boston sowie aktuell das Concertgebouw Orchestra Amsterdam. Leonidas Kavakos‘ derzeitige kammermusikalische Aktivitäten und seine Konzertreisen sind ohne Zahl, daneben managt er sein eigenes Musikfestival im Athener Konzertsaal Megaro Mousikis.

Dabei führen ihn seine Tourneen nicht nur kreuz und quer über die Ozeane, sondern auch durch die Tonstudios: Für Delos und Finlandia nahm er die Violinkonzerte und Kammermusik von Tschaikowsky, Wieniawski, Ysaÿe, Schubert, Debussy und Paganini auf, bei Sony Mozarts fünf Violinkonzerte und eine Symphonie, das Mendelssohn-Konzert mit der Camerata Salzburg, für Decca erst 2013 sämtliche Violinsonaten Beethovens und für die schwedische Marke BIS die früheste Version von Jean Sibelius‘ Violinkonzert.

Herzstück sowohl seiner Auftritte als auch der neuen Aufnahme mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly bleibt aber vorerst das Violinkonzert in D-Dur von Johannes Brahms. Sein „Geheimnis“ ist bekanntlich neben dem gebrochenen Dreiklang des ersten Satzes, der Tonleiterbildung danach und den daraus abgeleiteten Variationen die enge Verschränkung zwischen den Expositionen des Orchesters und des Solisten. Am 13. Oktober 2015 wird er mit Werken von Karol Szymanowski, Richard Strauss und Francis Poulenc in Lugano zu hören sein, am 16. Dezember im Stadttheater Fürth mit einem Programm von Joseph Haydn über Antonín Dvořák bis Bela Bartók.
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