Playing for Columbia

Nachdem das Internationale Musikfest im kolumbianischen Cartagena wiederum für großes Aufsehen und zahlreiche Zuhörer gesorgt hat, ist weiter viel Bewegung in den heimischen klassischen „Szenen“. Werke von Komponisten wie Antonio Murga und seiner Kollegin Jacqueline Nova, die bereits im Alter von 40 Jahren in Bogotá an einer schweren Krankheit starb, gelangen regelmäßig zur Aufführung. Stücke für Klavier schreiben die Pianistinnen Blanca Uribe, Teresita Gómez und Pilar Leyva Durán, während der renommierte Kompositionslehrer von Bucaramanga, Blas Emilio Atehortúa, einst Schüler von Luigi Nono und Alberto Ginastera, vor allem mit Konzerten, Suiten, Streichersinfonien und patriotisch gefärbter Musik von sich reden machte.

Im kolumbianischen Cartagena berückt die internationalen Gäste das jährlich stattfindende Musikfestival, die Stimmung ist jedesmal ausgelassen wie bei einem Volksfest (Cbrough, Juli 2008, p.d.).
Im kolumbianischen Cartagena (im Bild ein Straßenzug aus der Kolonialzeit) berückt die von ferne angereisten Gäste das jährlich stattfindende Internationale Musikfestival, die Stimmung ist jedesmal ausgelassen wie bei einem Volksfest (Cbrough, Juli 2008, p.d.).

Jacqueline Nova war eigentlich Belgierin von mütterlicher Seite, verbrachte aber die längste Zeit ihres Lebens in Kolumbien. Mit sieben Jahren begann sie Klavierunterricht zu nehmen und trat nach ihrer Studienzeit an der Staatlichen Universität von Kolumbien als Pianistin und Klavierbegleiterin in Erscheinung. Es folgte ein Kompositionsstudium bei Blas Emilio Atehortúa und Fabio Gonzalez Zueta, das die hochbegabte Musikerin bei Gerardo Gandini, Alberto Ginastera und Luigi Nono in Buenos Aires vervollkommnete. Wie viele ihrer lateinamerikanischen Zeitgenossen beschäftigte sie sich auch mit der als ultramodern geltenden elektroakustischen Musik, die aber gerade auf intellektuelle Künstler hohe Anziehungskraft ausübte. Daraus gingen 1968 Oposición-Fusión, ein Jahr später Signo de interrogación, ein „Experiment für verschiedene Schallquellen“ und 1972 Creación de la tierra hervor.

Bedeutende kolumbianische Pianistin und Komponistin: Teresita Gómez tritt in Medellín auf (31.1.2013, Yeisson Vazquez).

Gemessen an der knappen Schaffenszeit, die ihr aufgrund des sich zunehmend verschlechternden Gesundheitszustandes blieb, komponierte sie seit den 1960er Jahren für alle nur denkbaren Sparten, Filmmusik, anspruchsvolle „klassische“ Liedvertonungen, Chorwerke a cappella und Musik für das Theater, etwa zu Shakespeares Schauspiel Julius Caesar. Ihre symphonischen Werke, beispielsweise Ensayo (1965) und Metamorphosis III. Ein sinfonisches Poem oder 14-35 für Orchester und elektronisch verfremdete Stimmen wurden von bedeutenden Formationen, unter anderem dem Orquesta sinfónica de Venezuela und dem Washington National Symphony Orchestra gespielt.

Eine bedeutende Rolle für kolumbianische Komponisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter Jacqueline Nova und Blas Emilio Atehortúa, spielte der argentinische Komponist Alberto Ginastera (Foto vor ca. 30 Jahren; http://www.beethovenlives. net/resimler/ginastera.jpg, p.d.).

Im Jahr 1969 begann Jacqueline Nova die kammermusikalische Reihe Asimetrías – bestehend im ungewöhnlichen Zusammentreffen von Flötist und fünf Perkussionisten – zu dirigieren, die in 22 Teilen aktuelle (avantgardistische) Musik bei den nationalen kolumbianischen Radiosendern bot. Ihr großes Engagement mündete in die Gründung des Ensembles Nueva Música, das allerdings nur zweimal auftreten konnte. Zu den Musikern zählte auch die Pianistin Helvia Mendoza, der Flötist Luis Becerra und der Kontrabassist Hernando Segura.

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