Ein Tanz kommt selten allein – diese Feststellung gilt bereits für frühe handschriftliche oder gedruckte Notenbücher: Pierre Attaingnants Sammlung Six gaillardes et six pavanes avec treze chansons musicales à quatre parties von 1529/30 enthält daher Beispiele für Renaissancetänze , die wohl regelmäßig in einer einzigen Veranstaltung hintereinander erprobt wurden. Nebenbei bemerkt hatte der rührige Nordfranzose kurz zuvor ein neues Verfahren des Notendrucks erfunden, das den Druck der Tänze in einem Arbeitsgang erlaubte. Das kam ihm bei den folgenden Editionen von über 50 Chansonsammlungen bis 1552 in seinem Verlag natürlich sehr zugute. Dessenungeachtet: Es wurde von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts nachgerade üblich, den im Dreiertakt notierten Springtanz Galliarde – oder Gagliarda – als schnellen Nachtanz anstelle des Saltarello hinter die Pavane zu setzen.

Erst nach 1650 befreiten Praktiker die Galliarde aus der Umarmung mit der Pavane; Komponisten wie Esaias Reusner, Matthew Locke und Denis Gaultier behandelten sie nun als selbstständige Form. Dabei hatte sie schon eine Verfeinerung durch Schein, Gibbons und Byrd im Sinne einer polyphonen Durchgestaltung erfahren und fand nun Eingang in die Suite als Folge mehrerer Tänze, zu deren festem Bestandteil sie avancierte. Kaum zur Entlastung der Tänzer, die sich bei einer größeren Aufführung sicher einen häufigeren zwischenzeitlichen Wechsel in ein gemächlicheres Tempo gewünscht haben, verlor die Gagliarda in der Instrumentalmusik sowohl hier und da den ursprünglichen Dreiertakt als auch an Geschwindigkeit: 1676 bereits erwähnte Thomas Mace, dass ihr seitens der Ausführenden ein gravitätischer Vortrag eigne.

Die mit der Gaillarde anfänglich gekoppelte Pavane (deren Name sicher auf Padua zurückzuführen ist) wies schon immer ein gemäßigteres Tempo auf, da sie bei Hof als feierlicher Schreittanz zelebriert wurde, der die alte Basse danse ersetzte. Das Grundmuster kann im Vergleich mit dem heutigen Salsa etwa geradezu als Kinderspiel bezeichnet werden: zwei Einzelschritte nach vorne und einen Doppelschritt vor oder zurück. Ihrer klanglichen Natur nach folgte die Pavane dem Muster des Passamezzo oder der Romanesca. Antonio de Cabezón benannte als italienische Variante die Pavaniglia, die John Bull als spanish paven übernahm und von Sweelinck und Scheidt mit Variationen versehen wurde.

Nach 1600 bildete sie bereits den Eingangssatz zur deutschen Tanzsuite, wohingegen sie in der französischen Suite durch die Allemande verdrängt wurde und in der innovativen italienischen Sonata da camera durch die Sätze Sinfonia oder Sonata ersetzt wurde. Beispiele für Pavane und Galliarde im Gefolge bietet die Aufnahme mit dem englischen Ensemble The King’s Noise, auf der unter anderen der weltweit renommierte Lautenist Paul O’Dette zu hören ist.
Schreibe einen Kommentar