„Aus aller Bären Länder“, zu denen mindestens eines aus Nordosteuropa zählen dürfte, fährt der Bärenwald Müritz am 30. August Kulinarisches in einem Fünfgängemenü auf. In das Sommerfest werden auch Musik und Tanz einbezogen. Nur ein Bärendienst? Vermutlich nicht, denn das tierische Motiv behauptet im Bereich der E-Musik – vor allem in so genannter Programmmusik – durchaus einen Platz. Der pelzige und nicht ganz ungefährliche Herr der weiten Wälder wurde in der Oper bislang eher als allegorische Figur bekannt – indem er in Anton Tschechows vielvertontem Schwank Der Bär die Figur des grobianisch auftretenden Gutsbesitzers Smírnow in einer Charakterzuschreibung verkörperte. Dem menschlichen „Tier“ gelingt es nach einer harschen Geldforderung und einem drohenden Duell mit der Witwe seines verstorbenen Schuldners diese völlig umzustimmen … William Turner Walton nahm sich neben Jacobo Ficher (1952) und Peter Freiheit (1982) des dramatisch aufgeladenen und doch am Ende heiteren Stücks in seiner von Paul Dehn bearbeiteten Extravaganza in einem Akt 1965 an.

In Saint-Saëns‘ Karneval der Tiere hätte der Bär als Tierfigur ideal zum sonor-brummigen Kontrafagott oder Kontrabass gepasst, doch zog der Komponist die Präsentation der markerschütternden Löwenstimme mittels Klavier und Streicherapparat vor. Männliche Bärenstimmen auf der Musikbühne gibt es natürlich zuhauf – und oft stellen sie mit Vorliebe auch echte Bärentypen vor – wie etwa der herausragende Bassist Nils Stäfe. Für Kinder „steppte der Bär“ zusammen mit anderen animalischen Gefährten am 4. Mai unter der Leitung von Clemens Heil im Bremer Theater am Goetheplatz und zwar unter anderem zu Musik von Prokofjew und Rimski-Korssakow; selbst Kiplings Balu hatte hier seinen Einsatz. Schon alleine wegen der berühmten Stadtmusikanten ist der Stadt ja sozusagen das singende Tier – als solches und im Symbol – auf den Leib geschrieben.

Eine eminentere Rolle spielt der Bär im Werk von Béla Bartók: Sowohl in seinen Tänzen aus Siebenbürgen für Orchester gibt es Musik zu einem wahrhaften Bärentanz (wie er von fahrenden Zirkuskünstlern ja gerne inszeniert wird) zu hören als auch in seinen Bildern aus Ungarn. Edward Elgar setzte dem scheuen Gesellen des Waldes ein Denkmal in seiner Suite Nr. 2 The wand of youth im fünften und sechsten Satz, die mit Der zahme Bär und Die wilden Bären Kontraste zwischen Zivilisationsgefangenschaft und Wildnis setzen. Günter Raphael gibt in den Zoologica aus seinen Charakterstudien op. 83 einen Bärentanz zum Besten, während im Hintergrund des Gaukler- und Seiltänzerstücks für Cembalo von François Couperin der etwas tolpatschig von einem Bein aufs andere hüpfende Bär an seinem musettenhaften Bordunbass erkannt werden kann.
Auch Hebert Chappells Paddington Bärs erstes Konzert für Erzähler und Orchester oder Klavier von 1984 sollte hier nicht vergessen werden. Nach Bienen (an erster Stelle) und neben Fröschen und Wespen tanzt und brummt jedenfalls der Bär in Tiere charakterisierenden Musikstücken seit der Barockzeit am lautesten, mit Vorliebe dargestellt durch das gesamte Symphonieorchester, in den Anfängen noch mehr mittels Cembalo, später auch durch das Klavier.
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