Dvořák und Milhaud im Wasserschloss

Im oberfränkischen Burgenland liegt abseits der Hauptverbindungswege und unweit von Kronach ein prächtiges Renaissanceschloss, von einem breiten Wassergraben umgeben. Eine ehemalige Zugbrücke führt in den 1982 frisch sanierten Innenhof von Schloss Mitwitz, in dem es sich gut speisen und bei der richtigen Wetterlage auch zuhören lässt. Im Hintergrund steht ein Neptunbrunnen aus dem 18. Jahrhundert, inmitten das idealtypische Postament des „fränkischen Ritters“. Die oberen Stockwerke zeigen den Besuchern originale Exponate in breiter Spannweite vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Das 1266 erstmals erwähnte burgartige Wasserschloss ist heute in der Gestalt zu sehen, die ihm die Freiherren von Würtzburg dank der Arbeit des Baumeisters Daniel Engelhardt Ende des 16. Jahrhunderts verliehen.

Kammermusik Osteuropas und von Schumann, Telemann und Purcell erklingt in dieser Sommersaison im Wasserschloss Mitwitz (H.-P. Mederer).
Kammermusik Osteuropas und von Schumann, Telemann und Purcell erklingt in dieser Sommersaison im Wasserschloss Mitwitz (H.-P. Mederer).

Das obere Schloss stammt aus der Epoche der frühen Aufklärung, ist aber wohl auf dem Fundament eines spätmittelalterlichen Schlosses erbaut, gehörte zunächst den Herren von Schaumberg, dann dem Geschlecht der von Rosenau. Im Falle von Regen, Schnee und Kaltwetterfronten sind seine Räumlichkeiten für musikalische Events besser geeignet. Was bietet der Programmplan der Mitwitzer Schlösser aber konkret? Zeitgenössische Musik aus den Neu- bzw. Umbaujahren der Schlösser ist dort zunächst nicht zu finden.

Am 14. Juni 2015 um 18.30 Uhr gastiert im Wasserschloss das renommierte Phoenix-Trio mit Höhenflügen, ebenso entrückender wie komplexer Kammermusik von Mozart über Schumann, Debussy und Milhaud bis zur Moderne, die von einem Werk Olivier Messiaens repräsentiert wird. Sophie Müller ist sowohl als Violinistin wie auch als Bratschistin zu hören, Markus Rölz an der Klarinette, den Klavierpart bestreitet Leyla Kristeshiasvilli.

Der Neptunbrunnen im Innenhof des Wasserschlosses entstand im 18. Jahrhundert (H.-P. Mederer).
Der Neptunbrunnen im Innenhof des Wasserschlosses entstand im 18. Jahrhundert (H.-P. Mederer).

Zwischen Wien, Warschau und Paris liegen Werke von Pianisten-Komponisten, die sich gegenseitig deutlich beeinflussten, auch weil sich ihre Werke an markanten Städtestationen anlässlich von Konzerten kreuzten und sie sich nicht nur vom Hörensagen kannten. Entsprechend dem Motto bietet Johann Gottlob von Wrochem am 19. Juli mit Beginn um 18.30 Uhr virtuose Klavierwerke aus der frühen romantischen Epoche von Schubert bis Chopin. Ganz auf Osteuropa hin ausgeichtet sind die Akzente des Konzerts Orient-Express am 16. August zur selben Zeit. Das Gitarrenquartett Take Four
mit Pia Grees, Johan Fostier, Giorgio Albiani und Luc Vander Borght widmet sich vor allem charakteristischen Stücken von Dvořák, Schostakowitsch und Khatchaturian, die das Kolorit ihrer Herkunftsländer tragen.

442px-Aram_Khachaturian_1964b Pot Harry Anefo 27. Juli 1964
Besonders sein „Säbeltanz“ machte den Armenier Aram Khtachaturian zu einem weltweit beliebten Komponisten (Pot, Harry Anefo, Bild vom 27.7.1964). Take Four spielen im Schloss Mitwitz eines seiner Werke.

Am 13. September zum Beschluss der Sommersaison – für dieses Event sei wie für die vorhergehenden ein Besuch über den oberfränkischen Burgenradweg wärmstens empfohlen – schlägt gleichfalls um 18.30 Uhr der Experte und Meisterkursleiter für Alte Musik, Prof. Christoph Mayer, mit der Geige ein ungewöhnliches Barockjournal mit Musik und Neuigkeiten aus dem Barock rund um das Werk des Londoner Lübeckers Thomas Baltzar, des Briten Henry Purcell und des niederländischen Glockenspielers und Blockflötenvirtuosen Jacob van Eyck auf.

 

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