Panama: Folklore zwischen den Ozeanen

Wer Panama bereist und sich vor allem für die lebendigen Folkloretraditionen des Landes zwischen den Ozeanen interessiert, sollte die Azuero-Region besuchen. Dort fließt nicht nur der Likör, dort hat auch jede Stadt ihre jährlich wiederkehrenden Patronatsfeste zusätzlich zur Karnevalszeit und zur Osterwoche. Dementsprechend gibt es zahlreiche weltliche wie religiöse Anlässe, zu denen Musik, teils auf der Basis afrikanischen Brauchtums, erklingt. Bekannt ist hier vor allem die Sängerin Esther Nieto für ihre Auftritte mit den Instrumentalisten von Los de Azuero. Zu deren Instrumentarium zählt noch vor Fidel und Blockflöte die Mejorana, eine Form der fünfsaitigen Gitarre, die das Herzstück jeglicher panamanischer Folklore-Konzerte bildet.

Die Skyline von Panama City (Jürgen Frank, 2014)
Die Skyline von Panama City (Jürgen Frank, 2014)

„La Mejorana“ ist verwandt mit der kolumbianischen Tiple ebenso wie mit dem venezolanischen Cuatro, das auch in der östlichen Karibik weit verbreitet ist. Doch verwahren sich die Bewohner Panamas gegen eine mutmaßliche Kolumbisierung ihrer Kultur: Die panamanische Gitarre behält ihre einzigartige Identität. Der populärste Mejorana-Spieler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Juan Andrés Castillo, der die Juglares del Dexas sowohl inspirierte als auch zusammenhielt. Diese 1971 an der Universität von Panama gegründete Gruppe repräsentierte das vergleichsweise kleine Land auf zahlreichen internationalen Festlichkeiten auch in Europa, etwa in Frankreich 1995 zum Anlass des Festival des Jeux Santons.

Was die Tanzkultur in Panama betrifft, so ergibt sich eine eigentümliche Mischung aus dem ausdrucksstarken Congo, der auch burleske und lachhafte Elemente enthält, dem Calypso der Südostkaribik und vor allem dem Tamburito, der als Nationaltanz gilt. Hier kommen die einheimischen Trachten zum Tragen, die farbenfrohen Pollera Panamena der Frauen und die schlichtere weiß-schwarze Festkleidung der Männer. Auch eine Variante der kolumbianischen Cumbia ist beliebt. Ein langsamer und eleganter Tanz ist der auf spanische Ursprünge zurückgehende Punto, der gewöhnlich von Schlagwerk, Gitarre, Flöte und Violine begleitet wird.

Traditionelle Musik mit Mejorana, Geige und Flöte aus der Azuero-Region (Nimbos 2010, B00000IJNZ)
Traditionelle Musik mit Mejorana, Geige und Flöte aus der Azuero-Region (Nimbos 2010, B00000IJNZ)

Der Landstrich von Azuero ist außerdem bekannt für seine Tuna-Umzüge zum Anlass des Karnevals, der Heiligenfeiertage und sogar politischer Kundgebungen. Traditionell geht eine spontan zusammengestellte Gruppe von Frauen durch die Straßen, die im Saloma-Stil singen und dazu klatschen. Häufig fährt am Ende einer solchen Prozession ein Lastwagen, auf dem eine Brass Band aus vollem Hals spielt. In Los Santos begleiten die Sänger und Musiker zwei allegorische Formationen, welche die beiden Schönheitsköniginnen aus der Ober- und Unterstadt darstellen – ein alter Brauch aus kolonialer Zeit. Für alle, die neugierig geworden sind und wissen wollen, wie die traditionelle folkloristische Musik an der Schnittstelle zwischen Mittel- und Südamerika klingt, kann dies durch die 2010 erschienene CD Traditional Music from Panama von Los de Azuero erfahren …

 

 

 

 

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