Nicht nur die im um 1780 äußerst populäre sinfonia concertante mit ihrer besonderen Kontrastierung von Tutti- und Soloteilen, auch vorklassische Formen der Streicherkammermusik, darunter das in der klassischen Epoche zur hohen Kunstform entwickelte Quartett und das Divertimento waren Steckenpferde des in Lucca 1743 geborenen Cellisten und Komponisten Luigi Boccherini. Erst in den späteren Jahren seiner Karriere als Konzertcellist am Hof von Madrid – meist im Gespann mit dem Geiger Filippino Manfredi – nahm er spanische Elemente in seine Instrumentalmusik auf oder genauer: verwandelte sie sich an – und verzichtete dabei nicht auf die in iberischen Gefilden besonders populäre Gitarre, sei es in der Folklore oder in der Kunstmusik.

Jeder Klassikhörer kennt natürlich das Fandango aus dem Gitarrenquintett op. 40, Nr. 2, das gerne von Kastagnetten begleitet wird, da diese speziell in einer solchen dem Flamenco vorangehenden Tanzgattung verwendet wurden. Ebenfalls häufig gespielt wird heute das Streichquintett op. 30, das Boccherini mit dem präromantisch wirkenden Titel Musica Notturna delle Strade di Madrid versehen hat und vor allem das Menuett aus dem Streichquintett op. 13. Andere Werke sind weniger bekannt und selten zu hören: sein biblisches Oratorium Giuseppe riconosciuto (um 1756), die antike römische Geschichte glorifizierende Kantate La confederazione dei Sabini con Roma (1765), die Oper La Clementina (1786) oder seine Symphonien und ein Cembalokonzert.

Vor der Verarbeitung spanischer Folklore, also eigentlich nichthöfischer Musik, schreckte der im konservativen Geist musikalischer Praxis erzogene Violoncellovirtuose nicht zurück, was eine für damals sehr weitgehende Akkulturation an die neue Heimat beweist. 1787 wurde er von Wilhelm II. von Preußen für ein diesem gewidmetes Opus mit dem Titel des Hofcompositeurs geehrt; er starb 1805 in Madrid.
Ein Blick auf den Konzertkalender: Zu hören ist morgen, am 15. Januar Boccherinis Fandango im Beethovensaal Hannover, am Samstag, den 22. Februar in Berlin im Rahmen der Residenz-Konzerte von Schloss Charlottenburg um 20.30 Uhr eines seiner kammermusikalischen Werke, am 13. Mai in einer Sonntagsmatinee der Münchener Bayerischen Staatsoper ebenso oder am 25. Mai im Staatstheater Darmstadt um 18 Uhr La casa del Diavolo, seine eher selten gespielte Symphonie Nr. 6 in d-Moll.
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