Ähnlich wie in übrigen Teilen Europas werden auch an seinem atlantischen Südwestrand, Weihnachtslieder bereits von Ende November an gesungen, seit der Renaissancezeit oft von einer Vielfalt an Instrumenten begleitet, beispielsweise die Viola braguesa, eine Gitarrenform, das der Ukulele ähnelnde Cavaquinho, Schlaginstrumente wie Ferrinhos, Tambor, Reco-Reco und der Adufe, eine viereckige Rahmentrommel aus der zentralen, von West nach Ost reichenden Beira-Region, der überwiegend von Frauen gespielt wird. In der Kirche werden allerdings die meisten Lieder eher a cappella, ohne Begleitung, aufgeführt.

Etliche der typischen Weihnachtslieder in Portugal sind europäisches Gemeingut, etwa Ó vinde, fiéis („Adeste fideles“), Ó Tu Feliz („O du fröhliche“), Noite Feliz („Stille Nacht“) und seit kürzerem Bate o Sino („Jingle Bells“). Auch im lusitanischen Sprachraum mischt sich heiter-fröhliches mit besinnlichem Liedgut, wobei letzteres – wenn auch nicht in Brasilien – vielerorts überwiegen mag, weil christliche Gesangstexte auch in der tief verwurzelten Fado-Tradition eine Rolle spielen. Cânticos de Natal haben in der Popularmusik eine lange und nach Regionen diversifizierte, variantenreiche Geschichte.

Besonders beliebt ist das Lied Como estais tão galantinho („Was siehst du so fein und niedlich aus“), auch bekannt mit dem Anfangsvers Hei de dar ao Menino („Ich werde dem kleinen Kind etwas schenken“) als Natal de Elvas. Die Kleinstadt Elvas liegt übrigens im äußersten Osten Portugals, nahe der spanischen Grenze. Der Cântico Senhor, que vens („Herr, der du kommst“) lässt sich in gewisser Weise mit dem deutschen Nun komm der Heiden Heiland vergleichen. Ebenso als spezifisch adventliches Lied kann Vem, Senhor Jesus („Komm, Herr Jesus“) benannt werden.

Literatur u.a.:
Joaquim Roque: A música folclórica de Baixo Alentejo no Ciclo do Natal. In: Actas do 1. Congresso de Etnografia e Folclore. Vol. 3. Braga 1956. Lisboa 1963. S. 277-292.
