Häufige Auftritte führen die studierte Cellistin, Dirigentin und Musikwissenschaftlerin Corinna Niemeyer, die aus dem baden-württembergischen Raum am Bodensee kommt, in die Beneluxstaaten und nach Mulhouse. Sie gastiert derzeit aber auch häufig in der Schweiz und am Theater Heidelberg. Während ihrer Ausbildungsjahre zeigte sie sich bereits sehr flexibel und vervollkommnete ihre Fertigkeiten sowohl an der Züricher Hochschule der Künste als auch in Karlsruhe, München und – um die Ferne zu erproben – sogar Shanghai. Die meisten Engagements führten sie allerdings in den näheren Umkreis ihrer Heimat, was neben ihren exzeptionell glänzenden Auftritten als Orchesterchefin auch für einen gewissen pragmatischen Sinn der kürzeren Wege spricht.

Bei Dirigierwettbewerben in Tokyo und Paris wurde sie mit Preisen ausgezeichnet und verbuchte für längere Zeit, von 2020 bis 2024 als Chefin des Orchestre de Chambre du Luxembourg große Erfolge, die ihr auch internationales Ansehen einbrachten. Seit etwa 50 Jahren erst, so lässt sich unschwer feststellen, sind weibliche Orchesterleiterinnen erst ans Licht der Weltöffentlichkeit getreten, obwohl bereits vor mehr als hundert Jahren Musikerinnen oft in Personalunion Komponistinnen und Dirigentinnen waren. Nach Corinna Niemeyers persönlicher Einschätzung ist, anders als es der öffentliche Diskurs wahrhaben will, nichts Besonderes an der Tatsache, dass sie als Frau dirigiert, denn Dirigentinnen gibt es eben seit langem, vielmehr dass hierzulande weiterhin Frauen in Führungspositionen im Allgemeinen rar seien. Darüber hinaus, und dies konstatierte auch ihre Cellistenkollegin Raphaela Gromes, liegt das Problem der mangelnden Repräsentanz und Durchsetzung eher daran, dass Frauen an höherer Stelle und als schöpferische Musikerinnen entweder nicht wahrgenommen oder in der Regel nach dem Ende ihrer durchaus beachteten Karriere vergessen wurden.

Welches Repertoire bevorzugt Corinna Niemeyer? Im Grunde ist sie offen für vieles, vor allem für Innovatives, was sowohl ihre Zusammenarbeit mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra als auch diejenige mit dem Luxemburger Kammerorchester zeigt. Als Studienabsolventin und Assistentin hatte sie die kollegiale Zusammenarbeit als Dirigentin mit dem Orchester anhand von Beethovens Symphonik und der Oper Les Troyens von Hector Berlioz schätzen gelernt. Mit den ebenso wie sie selbst neugierigen Luxemburger Musikern konnte sie sowohl barocke Werke als auch solche der Wiener Klassik und darüber hinaus aufführen. Auch die Leitung eines Ensembles zeitgenössischen Repertoires gehört zu ihrem breiten Spektrum.

Aktuell arbeitet sie mit dem Münchner Rundfunkorchester, dem Klangkörper des Teatro San Carlo in Neapel und mit dem SWR Symphonieorchester zusammen.
Am wichtigsten ist ihr als Orchesterchefin persönlich die kollegiale Kommunikation mit allen Musikern.
Literatur u.a.
Dirigentin Corinna Niemeyer: „Ich habe Lust am Innovativen“ (Interview im Portal Pizzicato, Luxemburg)
