Auf der Neuen Folklorewelle

In der damaligen Sowjetunion begann Lesja Dyčko als allererste überhaupt, auch geistliche Chormusik zu komponieren. Sie hatte ein Studium in Musiktheorie am Lyzeum, das nach Mykola Lysenko benannt war beendet, sechs Jahre später schloss sie ein Kompositionsstudium unter anderem bei Borys Lyatoshynskyj und Konstantyn Dankevych an der Kiewer Staatlichen Musikakademie ab und wirkte hauptberuflich von da an als Musikpädagogin, später auch im Studio des Staatlichen Ukrainischen Banduraspielerchors.

2014 wurde die bedeutende Chormusikkomponistin Lesja Dyčko für ihr umfangreiches Schaffen und ihre pädagogischen Verdienste ausgezeichnet. (Yuri Bulka, 28.10.2014, CC-Liz.)

Mit ihren Beiträgen zur Kirchenmusik, wozu liturgische Choralkonzerte zählen, konnte sie dem kommunistischen Regime nicht eben willkommen sein, was auch erklären könnte, dass sie in der Wahl ihrer Sujets deutlich öfter zu weltlicher Chormusik tendierte und häufig auf konkrete Anlässe komponierte oder Auftragsarbeiten übernahm. 1969 legte sie eine zwei Jahre später revidierte Sammlung ukrainischer Volksweisen aus dem 15. und 16. Jahrhundert als Kantate unter dem Namen eines exzeptionell in der Ukraine vorkommenden Strauchs Der Rote Schneeball (Chervona kalyna) vor. Die halbhohe Pflanze symbolisiert seit langer Zeit Liebe und Freiheit. Durch etliche symphonische Chorwerke zu den Jahreszeiten, zu Natur und Landschaft, häufig auf Lyrik basierend, seit Mitte der 1970er Jahre machte sich Dyčko innerhalb der Stilrichtung Neue Folkloristische Welle einen prominenten Namen und erhielt mehrere große Auszeichnungen wie etwa 1989 den Shevchenko Staatspreis für ihr Schaffen. Nach vielen Jahren ihrer Lehrtätigkeit an der Kiewer Staatlichen Musikakademie wurde sie dort 2009 zur Professorin ernannt.

Der „Rote Schneeball“, der in der ukrainischen gelebten Folklore eine wichtige Rolle spielt, als Goldmünze (bank.gov.ua, unbekanntes Datum, UA p.d.)

Lesja Dyčko engagierte sich aber nicht nur für national geprägtes ukrainisches Chorliedgut, wozu etwa ihre Komposition Die Sterne über Kiew (U Kyevi zori) gehört, sondern auch für asiatische und westeuropäische Literatur und folkloristische Kunst, wie ihre Vertonung von indischer Lyrik mit dem Titel Indiya-Lakshmi (1986) und die Choralkonzerte Französische Freskos und Spanische Freskos von 1996 zeigen. Über ihr umfangreiches Chorwerk hinaus arbeitete sie aber auch im Bereich der Filmmusik, schuf zwei Opern, Orchestersuiten, ein Streichquartett, solistische Instrumentalmusik und komponierte der Klavierliteratur zu. Sie lebt heute in ihrer Geburts- und Heimatstadt Kiew.

Symphonische Freskos