Primadonna und Komponistin

Eine der bedeutendsten Opernsängerinnen ihrer Epoche war die Schwedin Elisabeth Olin. Sie wurde in Stockholm als achtes Kind in die arme, aber der Musik eng verbundene Familie Lillström hineingeboren, profitierte aber – wie sich sehr bald herausstellen sollte – von den künstlerischen Ambitionen der Eltern, einer Schauspielerin und Sängerin und eines Spielers von Tasteninstrumenten. Dreiunddreißigjährig wurde sie von der neu gegründeten Königlichen Oper ihrer Heimatstadt als Sopranistin zur ersten Opernsängerin mit unbefristetem Vertrag berufen. Neun Jahre später, 1782, sollte sie als erste Frau überhaupt in die Königliche Schwedische Musikakademie aufrücken.

All das war trotz Unterstützung hart erkämpft, denn auch im 18. Jahrhundert konnte kaum jemand „aus dem Stand“ zum Musiker auf Lebenszeit gekürt werden. Beide Eltern von Elisabeth Olin arbeiteten am Bollhuset, der Vater als Organist im dortigen Theaterorchester, die Mutter in der Eigenschaft der Primadonna im Schauspiel und als Mitglied der Direktion.

Sie war der Stern am Opernhimmel Schwedens und hatte viele glanzvolle Auftritte: Elisabeth Olin (1740-1828). (Tobias Norlind: Svensk Musikhistoria. 1918, S. 181, SE p.d. , US p.d.)

Erst siebenjährig debütierte Elisabeth Lillström in der Rolle der Alfhild in Schwedens erster komischer Oper Syrinx an eben der genannten Bühne, an der ihre Mutter und ihr Vater so erfolgreich wirkten. Während der Saison 1752 bis 1754 wurde das Bollhuset von einem französischen Theater übernommen und die Mitglieder des Ensembles mussten sich in zwei schauspielernde Reisetruppen aufteilen, wobei Elisabeth sich für die Stenborg-Sektion entschied. Bei Petter Stenborg vervollkommnete sie ihre Gesangsausbildung, nahm Unterricht im Cembalospiel und in Musiktheorie bei dem Dirigenten des Königlichen Orchesters, Ferdinand Zellbell.

In den 1760er Jahren muss Olin an einer weiteren wichtigen Stockholmer Institution, dem Riddarhuset, aufgetreten sein, 1761 gastierte sie dort nachweislich. Ein Besucher lobte ihre Stimme über den grünen Klee; sie soll eine außerordentlich schöne Singstimme besessen (und gepflegt) haben.

In der Aufführung der Oper ‚La Belle Arsène‘ von Pierre-Alexandre Monsigny im Jahr 1779 (auf dem Gemälde 3. Akt, 8. Szene) wirkte Elisabeth Olin an der Seite von Mme. Baptiset und M. K. Karsten mit. (Bukowskis, Gemälde von Pehr Hilleström, SE p.d.)

Nicht zuletzt seien hier zwei ihrer eigenen überlieferten Kompositionen genannt: ein Lied in der Sammlung der Gustaviade, und das Lied Ein kleiner sarländischer Strom neben geistlichen Liedern und einigen erhaltenen Klavierwerken. Gewiss schlummern weitere ihrer eigenen Werke in schwedischen oder anderen Archiven. Es dürfte sehr spannend sein zu sehen, welche Liedmotive oder auch andere, nur instrumentale Musik sie bevorzugt haben mag. Neben anderen größeren schwedischen Persönlichkeiten der Zeit war sie auch mit dem Dichter Carl Michael Bellman beruflich verbunden.

Mit großem Erfolg arbeitete sie in Opernrollen weiter bis zu ihrer Pensionierung. Als soweit bekanntestes letztes großes Engagement spielte und sang sie die Rolle der Klytaimnestra in der Oper Iphigenie in Aulis. in der Saison 1783-84. Sehr ungern soll sie Sprechrollen auf dem Theater übernommen haben, so etwa in von Jean Racines Athalie, obwohl sie reine Theaterauftritte gar nicht schätzte. Mit sehr großem Erfolg soll sie die Rolle der Titelheldin in Acis and Galatea von Händel gegeben haben, unzählige Engagements sind von 1761 bis zu ihrem Weggang von der Bühne 1782 zu verzeichnen.