Laute Leidenschaft stand hinter dem Motto des gestrigen Konzertabends in der Reihe des Pianistenclubs München. Schauplatz der „Herzensangelegenheiten in fis-Moll“ der Kammermusiksaal der Seidlvilla am Schwabinger Nicolaiplatz. Das Haus war seit jeher Hotspot der Kulturereignisse, erbaut von Emanuel von Seidl (1856 – 1919), der in einem posthistoristischen, zu den Prunkbauten der Kaiserepoche aufschließenden Stil mehrere herrschaftliche Anwesen im Münchner Raum schuf.

Vier junge Künstler, Dmitrij Romanov, Martin Keller, Louis Mühlbauer und Paul Buruiana, zeigten am Flügel ihre bravouröse Technik und Einstimmung im Umgang mit geeigneter Musik rund um das Thema der „Leiden schaffenden Leidenschaft“ Liebe in der im 19. Jahrhundert dafür gerne verwendeten Tonart fis-Moll. Im Mittelpunkt stand das Ehepaar Clara und Robert Schumann mit Spotlights aus ihrer wechselvollen, aber stürmischen Beziehung. Von Anfang an, zwischenzeitlich und bis zum Ende der abwechslungsreichen und sehr gut besuchten Samstagabendveranstaltung, brachte Moderator Louis Mühlbauer, Jahrgang 2002, der selbst als Anhänger und Experte von dessen Klaviermusik, Alexander Skrjabins Klaviersonate Nr. 3, États d’âme, mit seinen einführenden Ansagen das Programm auf den Punkt.

Der gesamte Konzertabend entsprang seiner Idee und die Aufführung wurde dem Motto mehr als gerecht. Sie begann mit den geheimnisvollen spätromantischen und impressionistischen Klangfarben Ravels, der hier, für sein Schaffen ungewöhnlich, eine traditionelle Form, in Gestalt der dreisätzigen, mit dem langsamen Teil beginnende Sonatine M. 40, bedient. Allerdings machte ihr Urheber bekanntlich etwas völlig Anderes damit. Paul Buruiana, der auch schon Klavierkonzerte von Mozart und Beethoven mit dem Philharmonischen Orchester Bacau aufgeführt hat, brachte die Raffinessen dieser „hintergründigen“ Komposition schön zum Ausdruck.

Martin Keller arbeitete in seinem Spiel von Clara Schumanns Variationen über ein Thema ihres Mannes die unterschiedlichen Charaktere der Sätze Ziemlich langsam und Poco animato prägnant heraus; ein wenig mehr von der hochangesehenen deutschen Virtuosin des 19. Jahrhunderts hätte darüber hinaus dem gesamten Programm gutgetan. Die ausladende Sonate von Robert Schumann mit ihren langen und in ihren Emotionen vielleicht dessen innere „Zerrissenheit“ spiegelnden, immer wieder jäh hereinbrechenden Phrasen, dargeboten von Dmitrij Romanov, war sicher als Höhepunkt des Abends gedacht und wurde noch von einer verspielten und fröhlicher stimmenden Zugabe gekrönt. Der „Tastendonner“, zu verdanken dem Thema „Leidenschaft“, war sicherlich angemessen, hätte innerhalb seiner sehr verschiedenen dramatischen Durchgänge aber eine Nuance differenzierter ausfallen können.